Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey gibt es erstmals dem Beginn der Corona-Krise mehr Bürger, die mit dem Corona-Management von Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihren Ministern unzufrieden sind. Das berichtete die Zeitschrift Focus aus dem Burda-Konzern am 3. Februar. Die Kritik an der Bundesregierung wachse zum Beispiel wegen der zu geringen Bestellung an Impfstoffen oder den Novemberhilfen, die nicht ankommen.
Die Daten von Civey zeigen, dass 46 Prozent der Befragten unzufrieden mit dem "Krisenmanagement der Bundesregierung bezüglich des Coronavirus" sind. 42 Prozent gaben an, zufrieden zu sein. Im Juli hatte die Zufriedenheit laut Civey einen Rekordwert von über 70 Prozent und sank seitdem ab – zum Jahreswechsel zum ersten Mal unter 50 Prozent.
Zur Erörterung befragte Focus den Krisenforscher Frank Roselieb, der angab, dass die "Corona-Müdigkeit in der Bevölkerung bei Fortdauer der Pandemie naturgemäß" zunehme. Das drücke sich in der Unzufriedenheit mit der Politik der Bundesregierung aus. Aber er attestierte dieser auch handwerkliche Fehler im Krisenmanagement – insbesondere in der Kommunikation.
Mal kündigten Ministerpräsidenten Lockerungen an, die nach der Runde mit der Kanzlerin nicht mehr gelten würden, so Roselieb, oder Impfzentren würden medienwirksam von Länderchefs eröffnet, die dann aber mangels Impfstoff nur im Notbetrieb fahren. Das verwirre und enttäusche die Bürger. Wenn es der Politik nicht bald gelinge, ihre Entscheidungen im Krisenmanagement wieder nachvollziehbar und glaubwürdig zu gestalten, "dürfte bald auch das Vertrauen bei jenen Bürgern schwinden, die weit von Corona-Skeptikern entfernt sind".
Insbesondere Merkels TV-Interview in der ARD hält Roselieb für kritikwürdig. Sie habe sich damit keinen Gefallen getan:
"Optisch wirkte die Kanzlerin wie eine Schülerin beim Verhör durch den Schulleiter und die Klassenlehrerin, nachdem sie beim Abschreiben erwischt wurde. Sie wirkte wie eine Getriebene, nicht wie die Antreiberin in der Corona-Pandemie."
Der ebenfalls von Focus zitierte Psychologie-Professor Ulrich Wagner von der Philipps-Universität in Marburg, bestätigt Roseliebs Erklärungen. Die zunehmende Unzufriedenheit der Bevölkerung liegt begründet in der Politik der Bundesregierung:
"Bislang bestanden die politischen Maßnahmen zum Umgang mit der Pandemie im Wesentlichen in Einschränkungen für die Bevölkerung. Eine funktionierende Warn-App blieb ein Versprechen, Schutz der Alten in den Heimen ebenso, die Ausstattung von Schulen mit Luftreinigungssystemen bleibt Fehlanzeige. Der Weg hin zur Normalisierung ist nicht mehr allein durch Beschränkungen für die Bevölkerung zu erreichen. Die Menschen sind nicht mehr in der Lage und gewillt, weiteren Restriktionen auf Dauer nachzukommen."
Schon am 21. Januar veröffentlichte der ARD-Deutschlandtrend eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap. Darin wurden die Teilnehmer zur "Zufriedenheit mit dem Krisenmanagement von Bund und Ländern" befragt. Das Ergebnis fiel wie folgt aus:
- Sehr zufrieden: 5 Prozent (5 Prozent weniger als im Dezember 2020),
- Zufrieden: 41 Prozent (6 Prozent weniger als im Dezember 2020),
- Weniger zufrieden: 33 Prozent (3 Prozent mehr als im Dezember 2020),
- Gar nicht zufrieden: 21 Prozent (9 Prozent mehr als im Dezember 2020).
Diese Zahlen lassen sich zusammenfassen in 54 Prozent Unzufriedenheit und 46 Prozent Zufriedenheit. Noch im Dezember 2020 lag die Zufriedenheit laut Infratest dimap bei 57 Prozent, die Unzufriedenheit bei 42 Prozent. Im Mai 2020 lag die Zufriedenheit bei 67 Prozent, im März 2020 sogar bei 75 Prozent. Es lässt sich ein klarer Abwärtstrend erkennen.
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