Altmaier: Lockdown auch bei Inzidenzwert von unter 50 möglich

In Deutschland geht die Zahl der täglich gemeldeten Corona-Fälle nach unten. Wirtschaftsminister Peter Altmaier warnt dennoch vor Lockerungen der Maßnahmen. Trotz sinkender Fallzahlen bereiten derzeit die Corona-Mutationen der Politik Sorgen.

Wie geht es in Deutschland nach dem 14. Februar weiter? Wird der Lockdown verlängert oder werden die Maßnahmen wegen der sinkenden Fallzahlen gelockert? Stets heißt es, um die COVID-19-Pandemie hierzulande in den Griff zu bekommen, müsste Deutschland auf eine Inzidenz unter 50 kommen. Doch nun schließt Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier nicht aus, dass der aktuelle Corona-Lockdown noch einmal verlängert werden muss. So sagte er der Welt am Sonntag:

"Die aktuelle Entwicklung nährt die Hoffnung, dass wir uns relativ schnell einer Inzidenz von 50 nähern können. Die Länge des Lockdowns hängt aber auch davon ab, inwieweit sich neue Mutationen des Coronavirus in Deutschland verbreiten."

Erklärtes Ziel von Bund und Ländern ist es bisher, die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz, also die Zahl der neuen bestätigten Fälle pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche, unter 50 zu drücken. Dieser Wert wurde im vergangenen Jahr als Schwelle dafür definiert, bis zu der die knapp 400 deutschen Gesundheitsämter die Lage unter Kontrolle halten, also die Kontaktpersonen ausfindig machen und in Quarantäne schicken können.

Am Samstagmorgen lag die Sieben-Tage-Inzidenz laut Robert Koch-Institut (RKI) bei 90,9. Ihr bisheriger Höchststand war am 22. Dezember mit 197,6 erreicht worden. Hält die positive Entwicklung an, könnte der Wert von 50 nach Einschätzung von Experten rein rechnerisch Mitte bis Ende Februar erreichbar sein.

Altmaier sieht Lockerungen trotzdem skeptisch. Man habe in Großbritannien gesehen, dass sich die neue Virus-Variante auch deshalb schnell habe ausbreiten können, weil der dortige Lockdown weniger streng gewesen sei als der aktuell in Deutschland geltende, warnte der CDU-Politiker. Ähnlich hatte sich bereits Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus geäußert. So sagte er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND):

"Besser jetzt noch ein wenig länger etwas härtere Maßnahmen als ein Raus-Rein-Raus-Rein, was letztlich alle zermürbt."

Viele Beschränkungen müssten im Kern vermutlich noch einmal verlängert werden. "Wir müssen die Zahlen jetzt weit herunterbekommen." Deutschland müsse wegen der Mutation des Virus bei Lockerungen der Maßnahmen sehr vorsichtig sein, mahnte Brinkhaus. Auch Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl äußerte sich ähnlich in den Funke-Zeitungen:

"Freilich wäre es fatal, jetzt den Fehler des Lockdowns light im November zu wiederholen. Damals wurden Hoffnungen auf ein baldiges Ende der Maßnahmen gemacht, die enttäuscht werden mussten."

Die geltenden Beschränkungen – wie etwa Schließung von Kneipen und Restaurants, zahlreichen Geschäften sowie Schulen und Kitas – sind vorerst bis zum 14. Februar befristet.

Auch der RKI-Präsident Lothar Wieler hatte vor wenigen Tagen eindringlich vor zu frühen Lockerungen der staatlichen Corona-Beschränkungen gewarnt. So sagte er am Freitag in Berlin:

"Wir sind auf einem guten Weg, und wir müssen diesen Weg weiter konsequent bestreiten."

Auch Wieler zeigte sich wegen der neuen, wohl ansteckenderen Corona-Varianten besorgt. Bis Donnerstagabend wurden dem RKI 120 Nachweise der Corona-Mutation B.1.1.7 und 27 von B.1.351 gemeldet. Es gab auch erste Ausbrüche. Betroffen waren nicht mehr nur Reiserückkehrer: Ein Berliner Krankenhaus etwa stand unter Quarantäne. Hinzu kamen Verdachtsfälle etwa im Klinikum Bayreuth und in einem Freiburger Kindergarten.

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(rt/dpa)