Deutschland bleibt im Lockdown – mindestens bis zum 15. Februar. Auch die Schulen und die Kindergärten bleiben wegen des Coronavirus generell zu. In den Tageseinrichtungen wird lediglich eine Notbetreuung für jene Kinder angeboten, deren Eltern unbedingt zur Arbeit müssen.
Das Thema der generellen Schließung von Schulen und Kitas soll laut Medienberichten auch beim Corona-Gipfel selbst für heftige Diskussionen, gar eine verbale Auseinandersetzung zwischen der Bundeskanzlerin Angela Merkel und der Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig, gesorgt haben. Doch am Ende blieb es dabei. Hauptgrund sei die Sorge vor der hochansteckenden Virusmutation B.1.1.7.
Einen Tag nach der Bund-Länder-Videoschalte sorgt die Entscheidung für unterschiedliche Reaktionen. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) sagte dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND):
"Die Schulen und Kitas weiterhin nahezu vollständig geschlossen zu halten, gehört sicherlich zu den härtesten politischen Entscheidungen zu Beginn dieses Jahres. Aber sie ist angesichts der Entwicklung der Pandemie notwendig."
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey forderte zeitgleich klare Perspektiven für Kinder und Eltern. "Sobald es das Infektionsgeschehen zulässt, müssen Kinderbetreuungsangebote dann mit als erstes wieder öffnen", sagte die SPD-Politikerin den Zeitungen der Funke Mediengruppe am Mittwoch.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sieht derweil in dem Beschluss zu viel Spielraum für die Bundesländer. Obwohl sie die Entscheidung zur Verlängerung der Schließung "grundsätzlich" unterstützten, gab es vor allem scharfe Kritik an möglichen Schlupflöchern. Öffnungsklauseln ermöglichten den Ländern "sehr weitgehenden Spielraum, Schulen und Kitas offen zu halten", sagte GEW-Chefin Marlis Tepe dem RND. "Das kritisieren wir scharf, weil die Länder weiterhin entscheiden können, wie sie die Vereinbarung umsetzen. Damit bleibt es beim föderalen Flickenteppich in der Bildung", ergänzte Tepe.
Schulen und Kitas bräuchten laut der Gewerkschaft eine klare Strategie und einen verlässlichen Stufenplan, der vorgibt, bei welchen Inzidenzwerten welche Maßnahmen greifen.
Auch der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, äußerte sich ähnlich gegenüber dem RND. So sagte er:
"Wir unterstützen diesen Beschluss, da die Schließung von Schulen nachweislich einen hohen Anteil an der Reduktion des Infektionsgeschehens in der Bevölkerung hat."
Er forderte zugleich aber auch eine restriktive Durchsetzung des Beschlusses. Die GEW-Chefin Tepe wies auch auf ein immer noch aktuelles Thema bezüglich der Schulen hin. So sagte sie dem RND:
"Auch nach einem Dreivierteljahr sind die meisten Schulen noch nicht ausreichend für das Fernlernen ausgestattet. Die Kultusministerinnen und -minister müssen hier endlich mehr Tempo machen."
Kritik anderer Art kam vom Generalsekretär der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin (DAKJ), Hans-Iko Huppertz. In der Neuen Osnabrücker Zeitung warnte er vor schlimmen gesellschaftlichen Folgen geschlossener Schulen und Kitas. So sagte der Mediziner:
"Ich rede nicht von einer theoretischen Gefahr. Wir wissen mit Sicherheit, dass eine ganze Generation von Schülern infolge der jetzigen Beschlüsse ein Leben lang Nachteile erfahren wird."
Huppertz nannte ein drohendes niedrigeres Einkommensniveau durch Bildungsdefizite und warnte zudem vor psychosozialen und motorischen Defiziten, die sich derzeit aufbauten. Der Mediziner betonte auch, dass die Schließungen von Schulen zur Zunahme von Fettleibigkeit und Onlinespielsucht, Ängsten und Aufmerksamkeitsstörungen führen würden.
Seit Mitte Dezember sind die meisten der mehr als 40.000 Schulen und fast 58.000 Kitas in Deutschland entweder komplett geschlossen, oder es wird nur Notbetreuung angeboten.
Mehr zum Thema - Sahra Wagenknecht: Merkels Corona-Politik bedient die Interessen großer Unternehmen