Im Klinikum Garmisch-Partenkirchen wurden 73 Patienten und Mitarbeiter positiv auf SARS-CoV-2-Erreger getestet. Laut Münchner Merkur wurde bei drei der untersuchten Personen eine bislang unbekannte Mutation des Coronavirus entdeckt. Die Laborfachkräfte im Klinikum Garmisch-Partenkirchen hätten zu Beginn der vergangenen Woche abweichende Resultate bei der Untersuchung der Abstriche erhalten. Mit einem "speziellen Laborgerät" habe man anschließend die Abweichungen festgestellt.
Die Proben der drei Personen wurden zur weiteren Untersuchung an die Berliner Charité versandt. Die dortigen Untersuchungen des Teams um den Virologen Christian Drosten bestätigten, dass es sich um eine neue Variante handele, die selbst dem Charité-Klinikum bisher unbekannt war. Nun soll geklärt werden, was die Veränderungen bei der neuen Virusvariante bewirken. Mit konkreten Ergebnissen ist erst Ende Januar zu rechnen.
Der Geschäftsführer des Klinikums, Frank Niederbühl, betonte jedoch, mittlerweile sei hinlänglich bekannt, dass das Virus mutiere: Bisher seien weltweit mehr als 12.000 Veränderungen in den Gensequenzen von SARS-CoV-2 festgestellt worden:
"Eine Panikmache wäre absolut unseriös und unangebracht. Allein die Tatsache, dass es eine neue Variante ist, sagt ja nicht, dass sie infektiöser ist."
Im Dezember hatten sich in Großbritannien und Südafrika aufgetretene Virusvarianten als ansteckender herausgestellt, sie sind aber nicht tödlicher. Das Kanzleramt zeigt sich dennoch besorgt und wird bereits morgen darüber beraten, wie der Lockdown verschärft werden kann.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat die Labore in Deutschland unterdessen dazu verpflichtet, Proben von Patienten, die positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurden, gezielt nach Mutationen zu untersuchen, um "einen Überblick über die in Deutschland zirkulierenden Virusvarianten zu bekommen und zu überwachen". Zuvor war Kritik laut geworden, da dies in Deutschland anders als in Großbritannien nicht systematisch untersucht wurde. Nun sollen laut Verordnung mindestens fünf Prozent der positiv auf SARS-CoV-2 getesteten Proben gezielt auf Mutationen untersucht werden, wie der Gesundheitsminister auf einer Pressekonferenz bekannt gab. Die Kosten für die aufwendigen Gensequenzierungen sollen den Laboren mit 220 Euro pro Sequenz vergütet werden. Man wolle die Analyse der Coronaviren nun massiv fördern, denn es sei Spahn zufolge "neu, dass Viren so schnell infektiöser werden".
Spahn erklärte auf Nachfrage des Ärzteblatts auch, das alte Proben aus dem Dezember sequenziert und auf Mutationen untersucht werden sollen, um herauszufinden, wie lange die erstmals in England aufgetretene Mutation schon in Deutschland ist. Im Moment seien alle entdeckten Virusvarianten auf Reisetätigkeiten und Kontakte nach Großbritannien zurückzuführen. Zumindest sei es bisher nach Angaben des Gesundheitsministers jedoch gut gelungen, die Fälle, in denen die neue Variante in Deutschland aufgetreten ist, nachzuvollziehen. Die entsprechenden Maßnahmen "haben gut gewirkt".
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