Zuletzt mehrten sich die Stimmen, die eine Verlängerung des Lockdowns ins Gespräch brachten. Nun stieß auch Winfried Kretschmann zu dieser Gruppe hinzu. Der Corona-Lockdown müsse seiner Ansicht nach über Januar hinaus ausgedehnt werden. Am Donnerstag erklärte der Grünen-Politiker in Stuttgart.
"Wir müssen davon ausgehen, dass wir den Lockdown verlängern müssen."
Er wolle bei Bundeskanzlerin Angela Merkel darauf dringen, dass die für den 25. Januar geplante Videokonferenz mit den anderen Ministerpräsidenten auf nächste Woche vorgezogen wird.
"Wir befinden uns noch nicht in einem Abwärtstrend", betonte der Grünen-Politiker.
Kretschmann gab zu Protokoll, dass er sich für "weitere und schärfere Maßnahmen" einsetzen wolle. Dabei verwies auf die weiterhin "hohen Infektionszahlen" und die "an oder mit dem Coronavirus gestorbenen" Menschen.
"Heute Morgen berichtet das Robert Koch-Institut, gestern seien 1.244 Menschen an oder mit dem Coronavirus gestorben – die höchste Zahl, seit wir von dieser Pandemie heimgesucht werden."
Hinzu kämen nun die neu aufgetretenen Virus-Mutationen aus Großbritannien und Südafrika, über deren Verbreitung man noch zu wenig wisse.
"Gleichzeitig sehen wir uns mit Mutationen des Coronavirus aus Großbritannien und Südafrika konfrontiert, die nach Aussage der Wissenschaft deutlich ansteckender sind, und wir wissen noch nicht, wann und was genau da zusätzlich auf uns zukommt."
In Baden-Württemberg seien bereits erste Fälle der Virus-Varianten aufgetreten. Man wisse noch nicht, was da auf das Land zukomme.
Kretschmann wolle daher vorsorglich schärfere Maßnahmen durchsetzen. So seien in den Unternehmen noch längst nicht genügend Mitarbeiter im Homeoffice. Da gebe es noch "Luft nach oben". Zuletzt hatte sich der erste von den Grünen gestellte Ministerpräsident eines deutschen Bundeslandes auch für schärfere Ausgangsbeschränkungen ausgesprochen.
"Wenn das richtig aus dem Ruder läuft, wie wir das in London oder so sehen, und wenn das Gesundheitswesen kollabiert, dann muss man drastische Ausgangssperren machen. Das ist dann das einzige Mittel, das noch wirksam ist", hatte Kretschmann am Dienstagabend gesagt.
Für Grundschulen und Kitas solle aber eine Öffnungsperspektive erarbeitet werden, sollte der Lockdown über Januar hinaus gelten. "Wir haben es uns nicht leicht gemacht", erklärte Kretschmann in einer Video-Ankündigung. Kritisch zeigte sich indes CDU-Kultusministerin Susanne Eisenmann.
"Ich hätte mir eine differenzierte Vorgehensweise gewünscht." Kinder benötigten ein soziales Gefüge und Betreuung. "Kinder brauchen andere Kinder."
Bund und Länder hatten Anfang des Jahres den Lockdown auch an Schulen und Kitas bis Ende Januar verlängert.
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