"Danke, Herr Spahn" – Einzelhändler verbittert über Ladenschließungen ohne Hilfen

Die fortwährende Verlängerung des Lockdowns zehren die Reserven und die Nerven der Einzelhändler allmählich auf. Im sächsischen Pirna starten sie die Aktion "Wir machen auf…merksam". Sie warnen vor Innenstädten als "schwarze Löcher" und Fußgängerzonen ohne Menschen.

Einzelhändler in den Innenstädten haben die Nase langsam voll. Das Verlängern der Lockdowns zerrt an ihren Nerven, ihrer Geduld und ihren Geldbeuteln. Bis heute haben sie keine November- oder Dezemberhilfen bekommen. Um die Bundesregierung darauf aufmerksam zu machen, dass sie ihren Lebensunterhalt bedroht sehen, schließen sich viele – neben der Kampagne "Wir machen auf" – auch einer neuen Aktion an. Sie heißt "Wir machen auf…merksam" und wurde im sächsischen Pirna am 11. Januar gestartet.

RT DE sprach mit drei Ladenbesitzern aus Pirna über ihre Motivation, sich an der Aktion zu beteiligen. Jens Weinhold, Inhaber des Bergsportgeschäfts Weinhold, erklärte dazu:

"Ich fordere eine Entschädigung für unsere verloren gegangenen Einkommen, weil wir kleinen Einzelunternehmer keine Menschen zweiter Klasse sind."

Ursula Nitzschner, Inhaberin eines Bekleidungsgeschäfts, beteiligt sich an der Aktion, weil sie sich "von unserer Politik total verlassen" fühlt: "Auf die Worte von Herrn Spahn kann man sich auch nicht verlassen. Im Frühjahr hat er noch großmündig getönt, dass diese Fehler wie Ladenschließungen im Frühjahr nicht wieder folgen – und was hat er gemacht? Genau dasselbe. Und ohne Hilfen. Danke, Herr Spahn."

Kelly Beier investierte für ihre Parfümerie in die geforderten Hygienemaßnahmen und setzte sie flächendeckend ein. Ihr ist nicht klar, warum sie jetzt trotzdem schließen muss: "Wir haben ein genauso tolles Hygienekonzept wie jeder andere Drogeriemarkt auch – und ich behaupte sogar noch viel besser, weil wir das besser kontrollieren können. Wir haben alles da: Wir haben Desinfektionsmittel, wir tragen die Masken, jeder Kunde hat seine Maske auf. [...] Ich verstehe nicht, warum der Drogeriehandel seine Sachen verkaufen kann, und wir dürfen es nicht."

Weinhold sieht in dem ständig verlängerten Lockdown eine akute Gefahr des Abwanderns der Kunden in den Online-Handel: "Ich sehe als Hauptproblem, dass das Internet davon nicht betroffen ist, die Läden aber alle zumachen müssen. Wir werden hier zum Schluss nur noch schwarze Löcher haben."

"Es wird wie nach dem Hochwasser 2013 sein, dass man monate- oder jahrelang nur geschlossene Läden hat, und keiner will dann in der Innenstadt wohnen, weil es einfach scheiße ist, wenn ich in der ganzen Fußgängerzone keine Menschen mehr sehen darf", so Weinhold. 

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