SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat einen "konsequenten" und zeitlich nicht befristeten Lockdown gefordert. Er verwies dabei auch auf die Mutation des Coronavirus. "Wir müssen die Neuinfektionen deutlicher reduzieren als bisher geplant", sagte er der Passauer Neuen Presse.
"Ein Inzidenzwert von 50 reicht nicht aus, weil wir es in Zukunft wahrscheinlich mit einer Virus-Variante zu tun haben werden, die wesentlich ansteckender ist als die bisher in Deutschland verbreitete." Die Rate der Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner in sieben Tagen müsse auf 25 gesenkt werden. Am Sonntag lag sie in Deutschland bei 139,6.
"Der Lockdown muss weitergehen und sollte nicht zeitlich befristet werden, sondern auf den Zielwert von 25 ausgerichtet werden", sagte Lauterbach.
Er forderte zudem eine "pragmatisch-intelligente" Impfstrategie."Wir sollten umdenken und uns damit abfinden, dass wir zunächst einmal nicht mehr Dosen von den Impfstoffen der Hersteller BioNTech und Moderna haben."
Die Ständige Impfkommission müsse jetzt prüfen, ob eine vorgezogene Erstimpfung auch in Deutschland praktiziert werden sollte, ähnlich wie in England:
"Es gilt, in den nächsten zwölf Wochen so viele Menschen wie möglich mit der Erstimpfung zu versorgen. Die Zweitimpfung könnte dann danach erfolgen", meinte der SPD-Politiker.
An diesem Dienstag wollen Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Länder über das Vorgehen in der Corona-Krise über den 10. Januar hinaus entscheiden. Bis dahin gelten die aktuellen strikten Eindämmungsmaßnahmen.
FDP-Fraktion verlangt neue Konzepte
Derweil spricht sich die FDP-Fraktion dafür aus, anstatt die derzeit geltenden Lockdown-Regelungen unverändert zu verlängern, auch neue Konzepte für Alte und Schulkinder zu entwickeln.
"Der Lockdown ist eine Notbremse und angesichts der Entwicklung der Pandemie nachvollziehbar. Er ersetzt aber keine dauerhaft durchhaltbare Strategie", kritisierte die FDP-Bundestagsfraktion am Montag.
Die Zahlen zeigten, dass der jetzige Lockdown nicht wirkungsvoll sei, sagte der familienpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Grigorios Aggelidis. Leider habe man die vergangenen acht Monate aber nicht genutzt, um einen pandemiefesten Schulunterricht und genügend Schnelltests und Schutzmasken für Altenheime zu organisieren.
Auch in Kitas und Schulen könnten Schnelltests, Luftfilter, zusätzliche Räume und mehr Betreuungspersonal helfen. Kinder hätten schließlich ein Recht auf Bildung und auf soziale Teilhabe. Für ihre Entwicklung brauchten sie verlässliche Strukturen. Statt nur den aktuellen Lockdown zu verlängern, sollten sich die Vertreter von Bund und Ländern daher bei ihren für Dienstag geplanten Beratungen besser darüber unterhalten, wie die Impfkapazität erhöht werden könne.
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(dpa/rt)