Schon kurz nach dem Beginn von Deutschlands größter Impfkampagne ist die Situation recht chaotisch. Mehrere Politiker hatten Bundesgesundheitsminister Jens Spahn Vorwürfe gemacht, nachdem es zunächst geheißen hatte, dass die nächste Lieferung der Impfstoffdosen nicht wie geplant in der ersten Kalenderwoche 2021 erfolgen könne, da es "Lieferschwierigkeiten gebe".
Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci hatte zuvor berichtet, dass die Hauptstadt in der ersten Woche des neuen Jahres keinen neuen Impfstoff erhalten werde:
"Wir haben jetzt vom Bundesgesundheitsministerium die Nachricht bekommen, dass die Lieferung in der ersten Kalenderwoche ersatzlos ausfällt."
Dass es erst ab dem 11. Januar weitergehen soll, bringe sie in große Schwierigkeiten, da sie aufbauend auf diese Zusage ihre Planung gemacht habe. Bereits am 4. Januar hätte man weitere 29.250 Dosen erhalten sollen, so die SPD-Politikerin. Auch Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher berichtet nach Angaben des rbb von bundesweiten Lieferschwierigkeiten, die "alle Länder gleichermaßen betreffen". Wie Business Insider unter Berufung auf interne Papiere des Bundesgesundheitsministeriums berichtete, sollten die nächsten Lieferungen an die Länder erst am 11. Januar erfolgen.
Auch Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek forderte mehr Planbarkeit und Verlässlichkeit vonseiten des Bundes. Wenn man in den Impfzentren Termine vergeben wolle, müsse man schon wissen, wann wie viel Impfstoff zur Verfügung stehe. Sonst könne man den Menschen, die bei den Hotlines anfragen, keine verlässlichen Auskünfte geben, so der CSU-Politiker. SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil kritisierte ebenfalls das Chaos rund um den Impfstart und monierte, dass Spahn vom föderalen Durcheinander rede und auf die Bundesländer verweise:
"Der Minister selbst hatte Monate Zeit, den geplanten Impfstart vorzubereiten. Hierzu hat er ausreichende Kompetenzen bekommen."
Es sei außerdem Aufgabe des Bundesgesundheitsministers, für einen reibungslosen Impfstart zu sorgen. Wenn dadurch der Eindruck entsteht, der Staat habe das nicht im Griff, steigere dies nicht gerade das Vertrauen in die Impfkampagne, so Klingbeil.
Später erklärte das Bundesgesundheitsministerium, dass die Lieferung der nächsten Impfstoffcharge nun doch in der ersten Kalenderwoche erfolgen soll. Man habe mit dem Impfstoffhersteller BioNTech vereinbart, dass die nächste Lieferung vermutlich am 8. Januar kommen soll. Dann sollen vom 18. Januar an 670.000 Dosen pro Woche geliefert werden.
Zuvor hatte Spahn noch um Verständnis für die "Anlaufschwierigkeiten" bei der Organisation gebeten. Es "werde alles dafür getan, schnellstmöglich so viel Impfstoff zur Verfügung zu haben wie nötig". Mit einer generellen Knappheit zu Beginn müsse man rechnen. Er könne "nur um Geduld bitten".
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