Um einer Insolvenzwelle von Unternehmen zu begegnen, haben sich Bund und Länder für die Bereitstellung von Corona-Hilfen in Form von Sofortkrediten ausgesprochen. Das Problem für zahlreiche Unternehmen ist: Sie können diese Kredite nicht bekommen. Banken weigern sich, Landeskredite an die Unternehmen zu vermitteln.
Der NDR berichtet über die Situation in Niedersachsen. Dort versucht der Messebauer Stefan Moritz aus Buxtehude seit Wochen vergeblich, einen Corona-Schnellkredit des Landes Niedersachsen zu bekommen. Seine Hausbank, die Sparkasse Altes Land mit Sitz in Stade, könne ihm zwar einen Bundeskredit über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) vermitteln. Dieser habe aber nur eine maximale Höhe von 25 Prozent des Jahresumsatzes von 2019. Der Kredit des Landes Niedersachsen, der über die NBank läuft, bietet eine Höhe von 50 Prozent des Vorjahresumsatzes. Diesen Kredit will die Sparkasse nicht vermitteln.
Auf der Suche nach einer Möglichkeit, den Landeskredit zu erhalten, wandte sich Moritz an die Hamburger Sparkasse (HASPA). Diese vermittelt aber grundsätzlich keine Förderprogramme des Landes Niedersachsen. Gegenüber dem NDR schreibt die HASPA-Pressestelle, dass der Kredit der NBank "ausschließlich über die NBank-eigene Plattform" beantragt werden könne. Die HASPA sei an diesen gar nicht angebunden. Eine solche Anbindung "wäre aufgrund des sehr hohen technischen Aufwands sowie der zeitlichen Befristung des Schnellkredits nicht darstellbar gewesen". Der NDR schlussfolgert: "Der Aufwand rechnet sich für die HASPA nicht".
Die Unternehmensberaterin Sylvia Köhnken, die auch Stefan Moritz betreut, berichtet, dass diese Erfahrungen kein Einzelfall seien. Zahlreiche Volksbanken und Sparkassen weigern sich, die Landeskredite zu vermitteln. Genau so sei es bei einigen Privatbanken wie der Postbank und der Commerzbank. Auf Anfrage des NDR verweist die Postbank auf die geringe Nachfrage nach dem Kredit. Man würde diese dann an die Deutsche Bank weiterleiten. Die Commerzbank antwortet: "Die Einbindung dieser Programme haben wir aufgrund der Vielzahl und der Komplexität bisher nicht in den Fokus gestellt".
Laut Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) seien mehr als 80 Banken bei der NBank registriert und die Corona-Schnellkredite würden auf Anfrage hin vermittelt. Bislang hätten etwa 200 Unternehmen Geld von der NBank erhalten. Das Land Niedersachsen habe insgesamt circa 15 Millionen Euro bereitgestellt. Allerdings räumt Althusmann ein:
"Die Förderpolitik einer jeden Bank ist unabhängig. Sie kann darüber entscheiden, ob sie das NBank-Produkt ebenfalls anbieten (…), aber nicht alle Banken nutzen diesen Vorteil."
Althusmann meint, das Land Niedersachsen könne nur an die gesellschaftliche Verantwortung der Banken appellieren, staatliche Hilfen auch an die Unternehmen weiterzugeben – auch wenn sie selbst daran nicht verdienen. Sylvia Köhnken schlägt hingegen vor, Niedersachsen müsse stärker bei Sparkassen und Volksbanken werben, dass die Kredite der NBank vermittelt werden. Eventuell könnten höhere Provisionen die Banken locken.
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