Seehofer fordert Lockdown noch vor Weihnachten

Horst Seehofer fordert laut Spiegel einen harten Lockdown noch vor Weihnachten. Auch immer mehr Ministerpräsidenten gehen davon aus, dass bei der Beratung zwischen Bund und Ländern am Sonntag schärfere Maßnahmen beschlossen werden.

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) warnt davor, mit dem Lockdown bis nach Weihnachten zu warten:

"Die einzige Chance, wieder Herr der Lage zu werden, ist ein Lockdown, der aber sofort erfolgen muss. Warten wir bis Weihnachten, werden wir noch Monate mit den hohen Zahlen zu kämpfen haben", sagte Seehofer dem Spiegel.

Der CSU-Politiker zeigte sich auch verärgert, dass Deutschland seinen Vorsprung vom Frühjahr verspielt habe. Er habe deswegen "richtig Wut im Bauch". Das liege jedoch nicht an der "Disziplinlosigkeit der Bürger, sondern vor allem an den unzureichenden Maßnahmen". Schone Ende Oktober habe er beim letzten Corona-Gipfel das Gefühl gehabt, dass nicht alle Ministerpräsidenten die Lage ernst nehmen. Er habe danach "schlecht geschlafen".

Auch der SPD-Politiker Karl Lauterbach meldete sich zu Wort:

"Einen harten Lockdown erst nach Weihnachten starten zu lassen, wäre zu wenig und zu spät. Wir brauchen bereits in der kommenden Woche diesen bundesweiten, möglichst harten Lockdown inklusive Schulschließungen."

Auch immer mehr Ministerpräsidenten gehen davon aus, dass der "harte Lockdown" noch vor Weihnachten kommt, da schnell umgesetzte Kontaktbeschränkungen nötig seien, um die hohen Belastungen in den Kliniken durch COVID-19-Verdachtsfälle zu reduzieren. Berlins regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) sagte am Donnerstag: Es zeichne sich ab, dass "es ab dem 20. doch erhebliche Einschnitte gibt" und der Einzelhandel "deutlich" heruntergefahren werde. Die Schulferien hätten dann ohnehin begonnen, viele Menschen gingen nicht mehr arbeiten und auch im Nahverkehr solle es "ruhiger" werden, so Müller.

Berlins Regierungschef erwartet, dass in der Ministerpräsidentenkonferenz beschlossen wird, dass das öffentliche Leben in den drei Wochen heruntergefahren wird. Das zeichne sich auch bei den anderen Ministerpräsidenten ab. Auch die von Bundesländern mit niedrigen Zahlen an COVID-19-Testpositiven sagten nun, man befinde sich in einer bundesweiten Krisensituation.

Einige Bundesländer hatten bereits schärfere Maßnahmen beschlossen: In Sachsen sollen Schule, Kitas und viele Geschäfte geschlossen werden. Von Montag an soll es auf allen öffentlichen Straßen und Plätzen eine Maskenpflicht geben. Erstmals sind auch nächtliche Ausgangssperren von 22 bis 6 Uhr geplant. Einkaufen soll in Sachsen zudem nur innerhalb eines 15-Kilometer Radius möglich sein. Auch in Baden-Würtemberg soll es ab Montag zu nächtlichen Ausgangssperren kommen sowie zu Ausgangsbeschränkungen tagsüber. Das Haus soll man nur noch aus einem triftigen Grund verlassen dürfen, etwa für die Arbeit. Auch in Thüringen sollen die viele Geschäfte ab dem 18. Dezember geschlossen bleiben.

Vor allem der Einzelhandel zeigt sich über den verfrühten Lockdown besorgt: Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverband Deutschland, forderte wie im Fall der November- und Dezemberhilfen für die Gastronomie Entschädigungen, ansonsten könne es zu einem "Flächenbrand" in den Innenstätten kommen.

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(rt/dpa)