Hildburghausen: Landrat nach Morddrohungen unter Polizeischutz gestellt

Der Landrat des Corona-Hotspots Hildburghausen, Thomas Müller, steht seit Donnerstag unter Polizeischutz. Müller bezeichnete den Anti-Lockdown-Protest vom Mittwoch zuvor als "unverantwortlich" und wurde daraufhin über die sozialen Medien zum Selbstmord aufgefordert.

Am Mittwochabend marschierten trotz strenger Ausgangsbeschränkungen rund 400 Menschen im bundesweiten Corona-Hotspot Nummer eins, dem Landkreis Hildburghausen, um gegen den Lockdown zu protestieren. Die Protesteilnehmer zogen singend durch die Straßen und sollen laut der Polizei teils ohne Mund-Nasen-Schutz sowie entsprechende Abstandsregelungen den Protestzug vollzogen haben. Der Landrat des Landkreises Hildburghausen, Thomas Müller (CDU), bezeichnete den Anti-Lockdown-Protest als "unverantwortlich" – nicht zuletzt deshalb, da am selben Tag Bund und Länder über eine potenzielle Verschärfung der Maßnahmen im Kanzleramt diskutierten. 

Müller wurde nach seiner Kritik in einem mittlerweile gelöschten Facebook-Post bedroht. 

Müller, du dummes Schwein. Nimm dir einen Strick und häng dich weg", forderte ein Nutzer ihn zum Selbstmord auf. 

Ein weiterer Nutzer soll daraufhin kommentiert haben, dass man dieser Aufforderung "nachhelfen" müsse. Die Drohung steht laut der Polizei Suhl mutmaßlich im Zusammenhang mit den Corona-Schutzverordnungen. Ermittlungen wurden derweil aufgenommen und Müller unter Polizeischutz gestellt. Zu erneuten Protesten ist es seit Mittwoch in der südthüringischen Stadt nicht gekommen. 

Thüringens CDU-Fraktionschef Mario Voigt sieht in dieser Situation eine Mitschuld der Landesregierung. In der Rheinischen Post kritisierte Voigt, dass der Landkreis bei der Umsetzung eines Stufenkonzepts an Schulen "komplett alleine gelassen" worden sei. 

Zur Verschärfung hat die zögerliche Reaktion des rot-rot-grünen Bildungsministeriums beigetragen, das nötige Schließungen trotz dringlicher Bitten aus dem Landkreis zu lange blockiert hat. 

Für den Landkreis Hildburghausen gelten aufgrund der bundesweit höchsten Sieben-Tage-Inzidenz bis zum 13. Dezember verschärfte Maßnahmen. Unter den rund 63.000 Einwohnern des Kreisgebiets sollen laut der Webseite des Landkreises 981 Personen positiv auf das Coronavirus getestet worden sowie zehn im Zusammenhang mit dem Virus verstorben sein. 

Mehr zum Thema - Bayerns Ministerpräsident Söder: Lockdown verlängern und vertiefen