Um Betten für mögliche Corona-Patienten freizuhalten, hatten Bund und Länder dazu aufgefordert, ab dem 16. März alle planbaren Operationen, Aufnahmen und Eingriffe in den Kliniken bis auf Weiteres auszusetzen. Bereits damals befürchteten Experten, dass es zu Gesundheitsschäden und auch zu Todesfällen kommen könnte, wenn die medizinische Behandlung akuter Erkrankungen, die nicht mit COVID-19 im Zusammenhang stehen, verspätet oder gar nicht erfolgt.
Mittlerweile scheinen sich die Befürchtungen zu bestätigen, denn eine Studie der AOK hat nun belegt, dass die Sterblichkeit bei Schlaganfallpatienten zugenommen hat. Wie die Krankenkasse mitteilte, lag in diesem Frühjahr die Zahl der an einer Hirnblutung oder einem Hirninfarkt verstorbenen AOK-Patienten bei 740. Damit gab es im Vergleich zum letzten Jahr 26 Todesfälle mehr. Die Zahl der verstorbenen Schlaganfallpatienten lag zwischen Mitte März und Anfang April somit niedriger als 2019. Aber die Sterblichkeitsrate stieg deutlich von 12 auf 15 Prozent. Auch die Sterblichkeit bei Herzinfarkten nahm zu. Es handle sich auch nicht um einen statistischen Ausreißer, denn auch im Vergleich zu Frühjahr 2018 lag die Sterblichkeitsrate höher.
Grund dafür dürfte sein, dass die Patienten zu spät ins Krankenhaus kamen, wie Jürgen Klauber, Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK, erklärte:
Die Angst vor einer COVID-19-Infektion könnte gerade Patienten mit leichteren Beschwerden davon abgehalten haben, sich ins Krankenhaus zu begeben. Diese Sorge muss den Patienten genommen werden, denn bei der Behandlung von Herzinfarkt und Schlaganfall zählt wirklich jede Minute.
Gestützt wird der Grund für die Zunahme der Sterblichkeit durch die Tatsache, dass deutlich weniger Erkrankte mit Symptomen eines Schlaganfalls oder Herzinfarkts im Krankenhaus behandelt wurden. Nach einer Auswertung der Daten durch die AOK stellte sich heraus, dass die Zahl der Patienten mit leichten Schlaganfallsymptomen um 35 Prozent zurückging, die der Patienten mit schweren Symptomen sank um 15 Prozent. Aus der Studie ergab sich auch, dass die Prozesse im Rahmen der Notfallversorgung funktioniert haben und teilweise sogar besser liefen – möglicherweise wegen der frei gewordenen Kapazitäten durch abgesagte Operationen.
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(rt/dpa)