Seit Oktober 2001 befinden sich westliche Truppen in dem zentralasiatischen Land, da sich der damalige Al-Qaida-Chef Osama bin Laden in Afghanistan aufhielt und sich die Taliban-Regierung weigerte, ihn nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 auszuliefern.
Seitdem führt die US-geführte Militärallianz von NATO-Staaten einen Krieg gegen die radikalislamischen Taliban, schaffte es aber auch nach bald 20 Jahren nicht, die paschtunischen Kämpfer entscheidend zu schwächen. Es entwickelte sich stattdessen eine Pattsituation, aus der es insbesondere für die westliche Armeeallianz keinen gesichtswahrenden Ausweg zu geben schien.
Nach 2008 wollte US-Präsident Barack Obama bereits wenigstens einen Teilabzug durchsetzen, scheiterte aber am Widerstand seiner Militärs. Erst mit Donald Trump kam Bewegung in die verfahrene Situation, indem die US-Regierung direkte Verhandlungen mit den Taliban aufnahm und auf eine Versöhnung zwischen ihnen und der Zentralregierung in Kabul drängte. Ein Anfang des Jahres unterzeichnetes Abkommen zwischen Washington und den "Schülern des Islams" legte den Grundstein für den nun bevorstehenden Truppenabzug.
Damit dieser auch bei den ranghohen Militärs nach wie vor unbeliebte Prozess nicht durch einen Wechsel im Weißen Haus gefährdet wird, drückte Trump zuletzt aufs Tempo und versprach, "bis Weihnachten" den Großteil der US-Truppen aus Afghanistan abzuziehen. Für die anderen NATO-Staaten wie beispielsweise Deutschland, die den Zeitpunkt des Truppenabzugs auch nach so langer Zeit für verfrüht halten, bedeutet das, dass sie entweder die abziehenden US-Amerikaner mit eigenen Soldaten ersetzen oder ebenfalls einen Abzug aus dem Land vorbereiten, in dem einst die "Sicherheit Deutschlands am Hindukusch" verteidigt werden sollte.
Wie nun bekannt wurde, arbeitet das Bundesverteidigungsministerium von Annegret Kramp-Karrenbauer (SPD) an verschiedenen Szenarien, um einen Abzug vorzubereiten. Nach Angaben eines Sprechers sollen bis zu 150 Logistiker der Rückverlege- und Verwertungsorganisation der Bundeswehr in Masar-i-Scharif den Abzug vorbereiten, begleiten und organisieren. 100 Logistiker seien dazu bereits im Land. Dabei gehe es auch darum, welches Material zurück nach Deutschland geflogen, welches Gerät eventuell den Afghanen überlassen und welche eigenen Waffen oder Fahrzeuge im Einsatzland womöglich "unbrauchbar" gemacht würden.
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