Gesundheitsministerium zu COVID-19: Keine evidenzbasierten Belege für positive Wirkung von Lockdowns

Der Lockdown wird speziell von den Regierungsparteien als alternativlos dargestellt. Doch gibt es evidenzbasierte Belege, dass Lockdowns einen signifikanten Einfluss auf das "Infektionsgeschehen" und Rückgang an Todesfällen mit COVID-19 haben? RT fragte auf der BPK nach.

Betrachtet man etwa den laufenden Sieben-Tages-Schnitt durchschnittlicher neuer Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19 pro eine Million Einwohner in Europa, dann fällt auf, dass Frankreich, das Land mit den härtesten Lockdown-Maßnahmen, mit die höchsten Werte erreicht, wohingegen, Schweden, ohne nennenswerte Lockdown-Maßnahmen, mit die geringsten Todesraten in diesem Kontext aufweist. Beispielhaft sei auf diese auf Daten des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) basierende Grafik der Financial Times verwiesen:

Nimmt man den Vier-Tages-R-Wert für Deutschland als Referenz, lässt sich ebenfalls festhalten, dass dieser am 1. November mit 1,0 niedriger war als in den Tagen und Wochen nach dem Lockdown.

Auch ein Blick über den Atlantik wirft Fragen auf. So hat Argentinien, das von Mitte März bis November wohl einen der härtesten Lockdowns weltweit durchführte, höhere Todes- und "Infektionsraten" (in absoluten und relativen Zahlen) als zum Beispiel seine Nachbarländer Paraguay und Brasilien, die keine nennenswerten Lockdown-Maßnahmen verhängt hatten. Die Gründe für diese Entwicklungen und Zahlen sind sicher multikausal. So erklärt auch NachDenkSeiten-Redakteur Jens Berger mit Verweis auf die Zahlen in der oben aufgeführten Grafik: 

Nun kann man viel in diese Zahlen hineininterpretieren. Was man mit ihnen nicht kann: Belegen, dass Lockdowns überhaupt signifikant (!) wirken.

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Vor diesem Hintergrund wollte RT-Redakteur Florian Warweg auf der Bundespressekonferenz wissen, ob die Bundesregierung mittlerweile über evidenzbasierte Belege verfügt, dass Lockdowns tatsächlich die Wirkungen haben, die ihnen zugeschrieben werden. Die ausweichende Antwort des Sprechers des Gesundheitsministeriums: 

Eine evidenzbasierte kausale Zuschreibung, wie Sie es beschrieben haben, ist aufgrund der Komplexität des Infektionsgeschehens nur ganz eingeschränkt möglich.

Darauf schaltete sich noch Regierungssprecher Steffen Seibert ein und erklärte ergänzend: 

Der Grundgedanke ist es, Mobilität und Begegnungen zu verringern, weil man damit Gelegenheiten zur Übertragung des Virus verhindert. Das ist eigentlich der Grundgedanke. Ich glaube, dass das in der wissenschaftlichen Welt im Wesentlichen genauso gesehen wird.