Die rechtsextreme Terrorzelle "Gruppe S." soll Anschläge auf Moscheen geplant haben, um den politischen Umsturz einzuleiten – und sie war größer und fester organisiert als ursprünglich gedacht. Die Bundesanwaltschaft hat nun Anklage erhoben und wirft inzwischen elf Männern die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vor. Gegen einen Angeklagten wird wegen Beihilfe ermittelt, wie die Karlsruher Behörde am Freitag mitteilte. Nach den Festnahmen bei bundesweiten Razzien am 14. Februar hatten die Ermittler noch fünf Männer zum Kern der Gruppe gezählt und acht von ihnen nur finanzielle Unterstützung vorgeworfen.
Die Gruppe soll Angriffe auf Moscheen mit möglichst vielen Toten und Verletzten geplant haben, um bürgerkriegsähnliche Zustände auszulösen. Zwei der Männer, Werner S. (54) aus dem Raum Augsburg und Tony E. (40) aus dem niedersächsischen Landkreis Uelzen, sind als Rädelsführer angeklagt. Ihnen und sechs weiteren Angeklagten wird vorgeworfen, auch bei dem Gründungstreffen der rechtsterroristischen Vereinigung auf einem Grillplatz in Alfdorf in Baden-Württemberg im September 2019 gewesen zu sein.
Der Prozess soll am Oberlandesgericht (OLG) Stuttgart stattfinden. Dass Anklage erhoben wurde, war bereits am Donnerstag bekanntgeworden. Das OLG muss dieser nun noch stattgeben.
Laut Bundesanwaltschaft hatten die Gründungsmitglieder das Ziel, "mit ihrer Vereinigung die Staats- und Gesellschaftsordnung der Bundesrepublik Deutschland zu erschüttern und letztlich zu überwinden". Sie sollen hauptsächlich Gewalt gegen Muslime, aber auch gegen politisch Andersdenkende erwogen haben. Schon vor Längerem war bekanntgeworden, dass auch über die Grünen-Politiker Robert Habeck und Anton Hofreiter als mögliche Anschlagsziele gesprochen wurde.
Wie jetzt mitgeteilt wurde, waren zu der Gruppe später noch drei weitere mutmaßliche Mitglieder hinzugestoßen. Werner S., den die Ermittler für den Kopf der Zelle halten, soll beim Gründungstreffen eine scharfe Pistole für Schießübungen dabeigehabt haben. In der Folge soll er weitere Treffen organisiert haben, teils unterstützt von Tony E.; außerdem tauschten sich die Angeklagten in Chats aus.
Nach den Erkenntnissen der Ermittler wollten sich die Männer für ihre Anschläge Waffen besorgen und versuchten dafür 50.000 Euro zusammenzukriegen und wollten für die Anschaffung größere Geldbeträge beisteuern.
Die Sicherheitsbehörden hatten die Gruppe von Anfang an im Visier, nachdem einer der Männer bei der Polizei vorstellig wurde. Er sitzt als Einziger seit Februar nicht in Untersuchungshaft, ist aber ebenfalls der Mitgliedschaft angeklagt. Einer der Beschuldigten war im Juli in seiner Einzelzelle in der Justizvollzugsanstalt Dortmund tot aufgefunden worden.
Nach einem Bericht des Spiegels entdeckten die Ermittler bei einem der Angeklagten ein Video des Massakers im neuseeländischen Christchurch, wo ein Rechtsextremist im März 2019 zwei Moscheen angegriffen und 51 Menschen erschossen hatte. Ebenso soll der Angeklagte eine Aufzeichnung des Angriffs auf die Synagoge von Halle im Oktober 2019 besessen haben. Beide Attentäter hatten ihre Taten live im Internet übertragen.
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(dpa)