Der Berliner Immobilienkonzern Deutsche Wohnen kann für das laufende Jahr einen operativen Gewinn von rund 540 Millionen Euro verzeichnen und liegt damit auf Vorjahresniveau. Dank steigender Mieten konnte sich die Aktie auch im dritten Quartal positiv entwickeln, wie der Dax-Konzern am Freitag mitteilte.
Die Deutsche Wohnen besitzt insgesamt rund 165.700 Einheiten, davon 162.700 Wohneinheiten und 3.000 Gewerbeeinheiten. In Berlin hat der Konzern gut 115.000 Wohnungen, für Tausende davon müssen ab dem 23.11.2020 die Mieten gesenkt werden, weil sie laut Berliner Mietendeckel zu hoch sind.
Ende Oktober hatte das Bundesverfassungsgericht einen Eilantrag gegen den Berliner Mietendeckel abgelehnt. Somit tritt die geplante Änderung in Kraft und Mieter können dann beantragen, eine überhöhte Miete – also eine Bestandsmiete, die mehr als 20 Prozent über den Obergrenzen liegt – zu senken.
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Auch Vonovia, Deutschlands größter Wohnungskonzern, konnte in diesem Jahr trotz Mietpreisbremse und Corona-Krise sowohl Gewinn als auch die Dividende für Anteilseigner steigern. Der Anstieg der Mieten habe sich verlangsamt, betonte Vorstandschef Rolf Buch. Die Maßnahmen der Politik zeigten Wirkung.
Die marktbedingte Steigerung der Vonovia-Mieten liege mit 0,8 Prozent um ein Drittel unter den Vorjahreswerten, sagte Vorstandschef Rolf Buch Anfang November bei der Vorlage der Geschäftszahlen für das dritte Quartal 2020. "Die Maßnahmen der Politik zur Senkung der Mietanstiege wirken offensichtlich", betonte Buch. Bei Mieterhöhungen durch Modernisierungen betrug das Plus dann allerdings doch immerhin 2,2 Prozent.
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Nach der zum 1. Juni 2015 eingeführten Mietpreisbremse darf jeder Vermieter höchstens die ortsübliche Vergleichsmiete zuzüglich zehn Prozent verlangen. Zuletzt verlängerte die Politik den Zeitraum zur Berechnung der ortsüblichen Vergleichsmiete und damit auch für die Mietspiegel von 4 auf 6 Jahre. Damit entfalte die Mietpreisbremse besonders bei den Bestandsmieten "jetzt erst ihre volle Wirkung", sagte Buch. Die monatliche Miete in Deutschland lag bei Vonovia den Angaben zufolge Ende September durchschnittlich bei 6,91 Euro je Quadratmeter.
Insgesamt nahm Vonovia in den ersten neun Monaten des Jahres gut 1,7 Milliarden Euro an Mieten ein, damit im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sogar knapp zwölf Prozent mehr. Hier habe sich vor allem die Übernahme des schwedischen Immobilienunternehmens Hembla niedergeschlagen. In Deutschland besitzt Vonovia rund 356. 000 Wohnungen, weitere etwa 60.000 Wohnungen sind es in Schweden und Österreich.
"Corona und der neue Teil-Lockdown werden keine wesentlichen Auswirkungen auf unser Geschäft haben", so Buch. Mit einer Leerstandsquote von 2,6 Prozent seien die Vonovia-Wohnungen de facto nahezu vollständig vermietet. Das werde wegen der unverändert hohen Wohnungsnachfrage absehbar auch so bleiben.
Beim Jahresziel für den operativen Gewinn (FFO) will Vonovia das obere Ende der prognostizierten Spanne von 1,275 bis 1,325 Milliarden Euro erreichen. Davon sollen auch die Aktionäre profitieren, die für das Jahr 2020 eine Dividende von 1,69 Euro je Aktie bekommen sollen. Das wären 12 Cent mehr als im Jahr zuvor. Im kommenden Jahr will das Unternehmen noch mehr verdienen, das operative Ergebnis soll um 11 Prozent weiter zulegen.
Keine großen Auswirkungen werde der Berliner Mietendeckel auf die Vonovia-Zahlen haben. "Auf zwölf Monate gerechnet kostet uns der Mietendeckel 10 Millionen Euro", sagte Buch. Bei zwei Dritteln der gut 42.000 Wohnungen in Berlin müsse Vonovia die Mieten gar nicht senken, weil diese unterhalb der Obergrenzen lägen. Berlin bleibe für Vonovia ein wichtiger Markt, dort investiere man stark in den Neubau von Wohnungen.
Von den etwa 1,75 Millionen vermieteten Wohnungen in Berlin gehören fast 800.000 Multimillionären, wie eine jahrelange Recherche des Finanzexperten Christoph Trautvetter für die Rosa-Luxemburg-Stiftung zeigt.
Die Studie "Wem gehört die Stadt?" zeigt auf, dass neben den massiven renditeorientieren Eigentümern wie Deutsche Wohnen, Vonovia, Adler Group oder Covivio auch viele Anlagefonds oder sogenannte Family Offices, Vermögensverwaltungen sehr reicher Familien Wohnungen besitzen, wobei deren Mieter dies aufgrund verschachtelter Firmen-Konstrukte kaum nachvollziehen können.
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