Am 5.11. publizierte die ARD Umfrageergebnisse als "DeutschlandTrend Extra" zu den aktuellen Corona-Maßnahmen, ermittelt durch das Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap. Auf Grundlage einer Umfrage würden 78 Prozent der Befragten die Kontaktbegrenzung auf zwei Haushalte und maximal zehn Personen befürworten. 79 Prozent stimmten der Formulierung "ohne strengere Regeln bekommen wir die Corona-Krise nicht in den Griff" zu. Die jüngsten Corona-Maßnahmen hielten 58 Prozent für "angemessen", 16 Prozent "gehen sie nicht weit genug", lediglich 24 Prozent der Befragten gingen diese "zu weit". Die Ergebnisse werden auf tagesschau.de unter der Überschrift "Mehrheit befürwortet neue Corona-Regeln" präsentiert.
Später erfährt man im Artikel und mit der zweiten Grafik dort, dass einige Maßnahmen durchaus weniger Zuspruch fänden. Nur 50 Prozent der Befragten stimmten dem Verbot touristischer Übernachtungen und der Schließung von Kultureinrichtungen zu. Das Verbot von Amateur- und Freizeitsport würden 47 Prozent der Befragten befürworten, aber auch 47 Prozent lehnten dies ab. Die Schließung von Restaurants lehnte sogar eine Mehrheit von 57 Prozent ab, nur 39 Prozent befürworteten diese. 59 Prozent der Befragten finden: "Zu Weihnachten sollten die Beschränkungen wieder gelockert werden".
Die Frage nach den Problemen bei der Einhaltung von Corona-Maßnahmen wird bei tagesschau.de sehr großzügig interpretiert bewertet:
Danach gefragt, ob die Einhaltung der Maßnahmen im Alltag Probleme bereiten, geben 85 Prozent der Bevölkerung an, sie hätten keine oder wenig Probleme damit. 14 Prozent der Befragten gaben an, damit große oder sehr große Probleme zu haben. Bei den unter 40-Jährigen sind es 23 Prozent, denen die Einhaltung große oder sehr große Probleme bereitet.
Die Zahlen der Studie lassen sich auch anders betrachten. Die "Einhaltung von Corona-Maßnahmen bereitet…"
- Sehr große Probleme: 4% (7% 18-39 Jahre)
- Große Probleme: 10% (16% 18-39 Jahre)
- Weniger große Probleme: 49% (52% 18-39 Jahre)
- Gar keine Probleme: 36% (25% 18-39 Jahre)
Daraus ist ablesbar, dass 63 Prozent aller Befragten Probleme bei der Einhaltung haben und sogar 75 Prozent der Befragten im Alter von 18-39 Jahren. 30 Prozent der Befragten gaben an, sich einsamer zu fühlen als vor der Corona-Krise – eine Zunahme von 6 Prozent im Vergleich zu Oktober. Auf tagesschau.de wird resümiert: "Auch die psychologischen Auswirkungen der Corona-Pandemie scheinen für die Mehrheit der Bürger noch beherrschbar".
Auf der Homepage von Infratest dimap, wo die Ergebnisse für den ARD-DeutschlandTrend erstveröffentlicht wurden, fällt die Bewertung deutlich zurückhaltender aus:
Ungeachtet der aktuellen Unterstützung strenger Corona-Regelungen finden die neu beschlossenen Einzelmaßnahmen bei den Bundesbürgern keinen durchgehenden Zuspruch. [...] Aktuell geben drei von zehn Deutschen an, sich seit Beginn der Corona-Pandemie einsamer zu fühlen. Ein Eindruck, der sich mit Beginn des neuen Lockdowns leicht verstärkt hat.
Als Datenbasis diente für das Ganze eine Befragung von 1.002 Personen im Telefoninterview – genauer im sogenannten Computer-Assisted-Telephone-Interviewing (CATI). Dabei werden "auf Grundlage von statistisch elaborierten Zufallsverfahren" "Festnetz- wie auch Mobiltelefonnummern generiert". Die Erhebung der Daten basiert auf Stichproben – auf "repräsentativer Zufallsauswahl" (Dual-Frame). Infratest dimap erläutert zur Verlässlichkeit:
Repräsentativ ist eine Umfrage dann, wenn die Auswahl der Befragten möglichst alle Merkmale der zu erforschenden Personengruppe in verkleinertem Maßstab abbildet. Das Ziel, ein kleines Abbild des Ganzen zu bekommen, ist am besten mit einer Zufallsstichprobe zu erreichen.
Anders formuliert: Es wird eine Auswahl getroffen, damit die per Zufallsgenerator generierten Telefonnummern – und somit die telefonisch erreichbaren Personen – dem vorab als Ziel formulierten "Abbild des Ganzen" entsprechen.
Allein die Zahl der Befragten hinterlässt dennoch Zweifel an der Aussagekraft der Umfrage. Infratest dimap wendet dazu ein, dass es aus finanziellen und organisatorischen Gründen nicht möglich sei, Millionen von Personen in Deutschland zu befragen. Daher greife man auf diese Methode der Stichprobe zurück.
Darüber hinaus gibt es weitere, die Repräsentativität durchaus einschränkende Faktoren. Denn an einer derartigen Umfrage können nur Menschen eines bestimmten eingeschränkten Personenkreises teilnehmen: Die tatsächlich Befragten müssen offenbar erstens ein Telefon oder Handy besitzen und benutzen, des Weiteren aber auch deutschsprachig telefonieren können und wollen, die Zeit just für ein solches Telefonat opfern wollen oder können sowie dies auch aus datenschutzrechtlichen oder anderen persönlichen Gründen nicht ablehnen.
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