Im Zusammenhang mit der saisonalen Grippeimpfung sind in Deutschland keine zwei Wochen nach Start der Impfkampagne erste Engpässe aufgetreten. Die Apothekerkammer berichtet von knappem Impfstoff in Norddeutschland, so etwa in Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Im November werde eine zweite Tranche erwartet, die Apothekerkammer Schleswig-Holstein geht davon aus, dass diese nicht reichen werde. Auch andere Bundesländer melden bereits Engpässe.
Der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin (KV) sind indes keine Engpässe beim Grippeimpfstoff bekannt. "Die niedergelassenen Ärzte haben sich in allen Berliner Bezirken gleichermaßen auf die bevorstehende Infekt-/Grippezeit vorbereitet", sagte eine Sprecherin dem Tagesspiegel. Die Vertragsarztpraxen hätten frühzeitig ihren Bedarf gemeldet. Bestellt werden die Impfstoffe direkt von den Vertragsarztpraxen. Über die genaue Zahl der Bestellungen für die gesetzlich versicherten Patienten habe die KV keine Kenntnis. Sie empfahl dennoch, frühzeitig einen Termin beim Hausarzt zu vereinbaren. Die nächste Charge soll jetzt an die Großhändler geliefert und von dort an die Praxen weitergeleitet werden, erklärte Nikolaus Schmidt von der Kassenärztlichen Vereinigung (KVSH). Insgesamt seien 20 Prozent mehr Impfstoff geordert worden als im vergangenen Jahr.
26 Millionen Impfdosen auf Vorrat
Wegen der langen Produktionszeiten war der Impfstoff bereits vor Beginn der COVID-19-Pandemie bestellt worden, als die aktuelle Situation noch nicht absehbar gewesen war. 26 Millionen Impfdosen hat Deutschland bevorratet. Allein Risiko- und ältere Patienten aber machen schon 40 Millionen aus.
Der Chef des Berliner Hausärzteverbandes hat gefordert, dass zunächst nur Risikogruppen gegen die Grippe geimpft werden sollen. "Bei 26 Millionen Impfstoffdosen und einer Bevölkerung von 80 Millionen Menschen können zunächst nur Risikogruppen geimpft werden", sagte Wolfgang Kreischer den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Nur wenn der Impfstoff nicht verbraucht werde, sollten andere Personen geimpft werden.
Sonst reicht der Impfstoff womöglich nicht für die, die ihn wirklich brauchen", so Kreischer.
Risikogruppen zuerst impfen
Auch Martin Terhardt, Mitglied der Ständigen Impfkommission beim Robert Koch-Institut, sieht die Gefahr, dass in diesem Winter zu wenig Grippeimpfstoff zur Verfügung stehen könnte.
Mein Wunsch wäre tatsächlich eine abgestufte Empfehlung, dass man jetzt erst mal bis Mitte Dezember wirklich den Vorrang denjenigen gibt, die zu den Risikogruppen gehören", sagte er dem rbb.
"Und wenn dann die Situation so ist, dass der Rest der Risikogruppe sich wirklich nicht impfen lassen möchte und es noch genug Impfstoff gibt, dann könnte man das von mir aus auch gerne freigeben."
Die Ständige Impfkommission empfiehlt die Impfung für Risikogruppen – Menschen ab 60, Schwangere, Personen mit Vorerkrankungen, Bewohner von Alten- und Pflegeheimen sowie Berufsgruppen mit erhöhtem Infektionsrisiko. Zur Versorgung aller Menschen aus diesen Gruppen bräuchte es rund 40 Millionen Impfdosen. Allerdings nehmen längst nicht alle von ihnen das Angebot in Anspruch. In der Altersgruppe ab 60 lag die Impfrate in der Grippesaison 2014/15 bei etwa 40 Prozent.
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