Der Berliner Senat hat die Corona-Regeln für die Hauptstadt verschärft. Nach Aussage des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller versucht die Stadt auf diese Weise, einen kompletten Lockdown zu verhindern. Stattdessen soll nun mit neuen Maßnahmen das Nachtleben in Berlin heruntergefahren werden. In den vergangenen Tagen war die Zahl der Menschen, die positiv auf das Coronavirus getestet wurden, gestiegen. Der rot-rot-grüne Senat sah sich zum Handeln gezwungen.
Auch das Berliner "Ampelsystem" zur Bewertung der Corona-Lage Handlungsbedarf soll Handlungsbedarf aufzeigen: Die Zahl der neuen bestätigten Fälle im Verhältnis zur Einwohnerzahl in den vergangenen sieben Tagen sowie die Reproduktionszahl liegen inzwischen über den als kritisch definierten Grenzwerten. Vier Bezirke der Hauptstadt sind aktuell über der Obergrenze von 50 neuen testpositiven Fällen pro 100.000 Einwohner in einer Woche.
Das ist das Nachtleben in Berlin, was uns Probleme bereitet hat in den letzten Tagen und Wochen", sagte Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) am Mittwoch im RBB-Inforadio.
Deswegen hätte der Senat gezielt Maßnahmen getroffen und gesagt, es sei Schluss damit, nachts Party zu machen. Die SPD-Politikerin ergänzte:
Aber insgesamt ist auch die Botschaft: Die Zeit der Geselligkeit ist vorbei. Die Lage in Berlin ist ernst.
Ab kommendem Samstag gilt deshalb nun in Berlin eine nächtliche Sperrstunde. Die meisten Geschäfte sowie alle Restaurants und Bars müssen von 23.00 Uhr bis 06.00 Uhr schließen. Ausnahmen sind demnach etwa für Apotheken oder Tankstellen geplant, letztere dürfen in der Nacht jedoch keinen Alkohol mehr verkaufen.
Auch bei privaten Feiern gibt es neue Einschränkungen. In geschlossenen Räumen dürfen nur noch maximal zehn Menschen zusammenkommen. Im Freien dürfen sich demnach nachts nur noch fünf Personen oder Menschen aus zwei Haushalten treffen. Die neuen, verschärften Regeln gelten zunächst bis Ende Oktober. Verstöße sollen rigoros geahndet werden – Bußgelder fangen bei 5.000 Euro an.
Berlins Gesundheitssenatorin schloss weitere Verschärfungen der Regeln nicht aus. "Die Schärfe der Beschlüsse hängt von der Entwicklung ab. Und diese Entwicklung ist nicht gottgegeben, sondern hängt vom Verhalten jedes Einzelnen ab", erklärte Kalayci.
Kritik kam von der Opposition. Burkard Dregger, Vorsitzender der CDU-Fraktion Berlin, warf dem Senat vor, "schnell bei dem Erlass neuer Verbote" zu sein. "Aber er ist unfähig, diese durchzusetzen und die Infektionsherde einzudämmen", so Dregger weiter.
Auch die FDP schlug in die gleiche Kerbe. Deren Fraktionsvorsitzender Sebastian Czaja teilte mit:
Statt immer schärferer Corona-Maßnahmen, brauchen wir die Durchsetzung bestehender Regeln. Die Vernünftigen dürfen nicht die Leidtragenden einer hilflosen Politik sein, die es nicht schafft, Spreaderevents aufzulösen und Abstandsgebote in Bars durchzusetzen.
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