Zahl der "Animal-Hoarding"-Fälle in Deutschland nimmt zu

Der Deutsche Tierschutzbund hat Daten der in 2019 dokumentierten Fälle veröffentlicht. Knapp 4000 Tiere waren betroffen. In elf Fällen wurden mehr als 100 Tiere gefunden. Erstmals waren die Tierhalter überwiegend männlich. Die Rückfallquote ist hoch.

Hunde, Katzen, Kleintiere, Vögel und Schlagen, die eingepfercht in Dreck, Müll und Gestank hausen müssen. Wenn sie entdeckt und befreit werden, sind sie krank, extrem verwahrlost oder oftmals auch schon tot. Der Deutsche Tierschutzbund hat Daten der in 2019 dokumentierten Fälle veröffentlicht. Die Zahlen sind alarmierend:

Im Durchschnitt wurden pro Fall 79 Tiere vorgefunden. Insgesamt waren knapp 4000 Tiere in 50 Fällen Tiere betroffen. Die am häufigsten gehortete Tierart: Katzen, gefolgt von Hunden und Kleintieren. In elf Fällen wurden mehr als 100 Tiere gefunden, in fünf Fällen sogar mehr als 300.

Zunehmend männliche Hoarder

War in den vergangenen Jahren der Großteil der hortenden Tierhalter weiblich, zeichnete sich 2019 ein anderes Bild ab. Nun sind die männlichen Hoarder in der Mehrheit, gefolgt von Paaren und ganzen Familien. Die Altersspanne zwischen 40 und 60 Jahren war am häufigsten vertreten.

In elf Fällen waren die Halter laut Tierschutzbund Wiederholungstäte und zuvor mindestens schon einmal bei den Behörden bekannt geworden. Es sei allerdings davon auszugehen, dass die wirkliche Anzahl der rückfällig gewordenen Personen deutlich höher liegt.

Große Belastung für Tierheime

Animal Hoarding ist kein regionales Tierschutzproblem, es kommt bundesweit vor. Mit Abstand die meisten Fälle wurden 2019 in Bayern bekannt (17 Fälle). Fast alle Tiere, die in Fällen von Animal Hoarding von Polizei und Veterinärbehörden beschlagnahmt werden, landen in Tierheimen. Für die Tierheime bedeutet dies eine große Belastung. Zum einen werden sie akut mit einer oft sehr großen Anzahl von Tieren konfrontiert. Diese müssen dann meist auf mehrere Tierheime verteilt werden. Das setzt eine schnelle und gute Vernetzung voraus. Oft bekommen die Tierheime die entstandenen Kosten nicht oder nicht kostendeckend zurückerstattet.

Nicht selten sind die Tiere unterernährt oder krank. In vielen Fällen benötigen sie medizinische Versorgung. Auch sind viele Tiere aufgrund fehlender Sozialisierung oder an Umweltreize scheu oder verhaltensauffällig. Die Tierheime haben daher auch Probleme, diese Tiere schnell weiterzuvermitteln.

Tiere aus Animal-Hoarding-Fällen sind oft auch trächtig. Die Tierheime, die sie aufnehmen, sind dann zusätzlich gefordert, den Nachwuchs gut zu betreuen. Da viele Animal Hoarder rückfällig werden, konfrontiert das die Tierheime oftmals mit immer wiederkehrenden Problemen aus den gleichen Haushalten. 

Rechtslage

Damit Polizei, Veterinärämter, Amtstierärzte und Gerichte den Tierschutz durchsetzen können, ist viel Aufwand nötig. Maßgeblich ist das Tierschutzgesetz, das Schmerzen, Schäden und Leiden verhindern soll.

Daher seien nicht nur Haltungsauflagen möglich, erklärt Amtstierärztin Christine Bothmann gegenüber Deutschlandfunk: "Wenn das in der Haltung nicht gewährleistet werden kann, kann man diese Tiere eben fortnehmen und anderweitig unterbringen. Und wenn man sagt, das ist ein Zustand, der wahrscheinlich von dem Animal Hoarder auf Dauer nicht behoben werden kann, kann man ein Haltungs- und Betreuungsverbot aussprechen, das dann für den Halter auch bundesweit und erstmal dauerhaft gilt."

Unter Tierhortern ist die Rückfallquote sehr hoch. Bei einem Umzug in ein anderes Gebiet ist den örtlichen Behörden das Haltungsverbot in der Regel nicht bekannt. Manche wechseln auch die Tierart. Die Amtstierärzte wünschen sich daher ein Bündel an Maßnahmen, um das Problem anzugehen.

Zu wenige Therapieangebote


"Tierhaltungsverbote müssen bundesweit abrufbar sein, und in gravierenden Fällen muss eigentlich über das Melderegister auch mitgeteilt werden, mit wem ein Haltungsverbot mitzieht. Wir hoffen auf eine Heimtierschutzverordnung, in der zumindest Grundsätze der Heimtierhaltung festgelegt sind, und wir würden uns eine zentrale Beratungsstelle und auch eine zentralen Fonds wünschen, aus dem diese zum Teil wirklich erheblichen Kosten mit abgedeckt werden, so Bothmann. Auch humanmedizinisch müsse sich etwas tun. Da sei das Thema Animal Hoarding eine "Wissenswüste" - zu wenig bekannt und ohne Heilungsangebote.

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