Die Reallöhne in der Bundesrepublik Deutschland sind in der Corona-Krise so stark gesunken wie noch nie seit Beginn der Erhebungen. Das geht aus einer Mitteilung des Statistischen Bundesamtes (Destatis) vom Dienstag hervor.
Demnach lagen die Reallöhne im Dreimonatszeitraum von April bis Juni 2020 um 4,7 Prozent niedriger als im Vorjahresquartal. Nominal sanken die Bruttomonatsverdienste, einschließlich Sonderzahlungen, um etwa 4,0 Prozent. Weil die Verbraucherpreise im selben Zeitraum um knapp 0,8 Prozent zulegten, ergebe sich der genannte Rückgang der Reallöhne um 4,7 Prozent.
Dieser reale Verdienstrückgang von rund 4,7 Prozent ist nach Angaben des Amtes die "historisch stärkste Abnahme der Nominal- und auch der Reallöhne im Vorjahresvergleich seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2007 und somit stärker als in der Finanzmarktkrise 2008/2009". Im ersten Quartal wurde noch eine Steigerung der Reallöhne um 0,4 Prozent verzeichnet, der schwächste Zuwachs seit dem vierten Quartal 2013.
Der Einsatz von Kurzarbeit und die verordneten Geschäftsschließungen in der Corona-Krise hätten zu der stark negativen Lohnentwicklung im zweiten Quartal 2020 geführt. Das Kurzarbeitergeld habe die Einkommensverluste für viele Beschäftigte noch abgefedert. Eine negative Entwicklung der Nominallöhne habe es zuletzt vor elf Jahren gegeben.
Besonders deutlich sanken demnach die Löhne der Geringverdiener. Die "unteren Leistungsgruppen" seien vom Rückgang der Arbeitszeit und damit von geringeren Verdiensten am stärksten betroffen gewesen. Bei un- und angelernten Vollzeitbeschäftigten sei die Anzahl der bezahlten Arbeitsstunden um 9,8 beziehungsweise 9,4 Prozent gesunken.
Die Nominallöhne dieser beiden Leistungsgruppen seien um 7,4 beziehungsweise 8,9 Prozent gesunken. Dagegen blieben die Rückgänge von Arbeitszeit und Verdienst bei Beschäftigten in leitender mit 3,0 bzw. 2,0 Prozent vergleichsweise moderat. Da die unteren Leistungsgruppen im Durchschnitt ohnehin weniger verdienen, fiele ihr "eigentlich dominanterer Arbeitszeit- und Lohnrückgang" für die Nominallohnentwicklung insgesamt weniger stark ins Gewicht.
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