G36-Nachfolger der Bundeswehr soll vom Thüringer Waffenhersteller C. G. Haenel kommen

Paukenschlag in der Rüstungsindustrie: Der Nachfolger des Sturmgewehrs der Bundeswehr soll künftig vom Thüringer Unternehmen C.G. Hänel kommen. Der Hersteller des derzeitigen Modells G36 Heckler und Koch ging im Ausschreibungsverfahren leer aus.

Nach jahrelangen Ausschreibungen für das neue Sturmgewehr der Bundeswehr kam es nun zu einer Überraschung: Das Heer soll laut einer Pressemitteilung des Verteidigungsministeriums sein neues Sturmgewehr vom Thüringer Hersteller Haenel beziehen. Der bisherige Lieferant Heckler und Koch, der die Bundeswehr seit 1959 belieferte, kam im Bieterverfahren nicht zum Zug. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) aus Verteidigungskreisen erfuhr, sei die Waffe des Thüringer Herstellers in technischer Hinsicht besser auf die Anforderungen des Militärs zugeschnitten und auch wirtschaftlich praktikabler.

Das Verteidigungsministerium hatte den Nachfolger für das von Heckler und Koch gelieferte G36 2017 ausgeschrieben. Dem vorausgegangen waren Streitigkeiten, bei denen es um die Treffgenauigkeit des G36 ging. Amtlichen Untersuchungen zufolge traten diese Probleme nach längeren Schussfolgen und bei Hitzeeinwirkung auf. Bei dem Großauftrag geht es um 120.000 Gewehre im Wert von etwa 245 Millionen Euro. Haenel bot eine Version des MK556 vom Kaliber 5,56 Millimeter an.

Bereits in der Vergangenheit lieferte Haenel der Bundeswehr Scharfschützengewehre. Das im thüringischen Suhl sitzende Unternehmen gehört zur Merkel-Gruppe, die wiederum Teil der Tawazun Holding mit Sitz in den Vereinigten Arabischen Emiraten ist. In der DDR hatte der Vorgänger des Unternehmens, der VEB "Fahrzeug- und Jagdwaffenwerk Ernst Thälmann" Jagdwaffen und Läufe für das Kalaschnikow-Sturmgewehr der NVA hergestellt. Die Entscheidung ist nach Angaben des Verteidigungsministeriums jedoch noch nicht endgültig, sondern "unter Vorbehalt der parlamentarischen Billigung". Geplant sei, dass sich das Parlament bis Ende 2020 damit befasse. Grünen-Sicherheitsexperte Tobias Lindner kündigte bereits an, die Entscheidung genau zu prüfen:

Natürlich werden wir uns im Haushaltsausschuss sehr genau anschauen, wie diese Entscheidung zustande gekommen ist.

Der Vorstand von Heckler und Koch aus Oberndorf zeigte sich bestürzt. Vorstandschef Jens Bodo Koch "bedauere die Entscheidung", zeigte sich aber zuversichtlich:

Der Markt ist groß genug. Heckler und Koch hat einen guten Namen. Das ist ein Pfund, auf das HK bauen kann und wird. Die Jobs unserer 950 Mitarbeiter sind nicht in Gefahr.

Allerdings ist das Unternehmen hoch verschuldet: Seine Finanzverpflichtungen von 249 Millionen Euro seien etwa so hoch wie der Jahresumsatz, der 2019 laut Tagesschau 239 Millionen Euro beträgt. Zuletzt konnte Heckler und Koch zwar wieder schwarze Zahlen vorweisen, dennoch sei die Situation aufgrund der Schulden angespannt. Grundsätzlich kann Heckler und Koch das Ergebnis des Auswahlverfahrens innerhalb der nächsten zwei Wochen immer noch anzweifeln und wolle, so Koch, "juristische Schritte prüfen".

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