Mehr als 80 Aktivisten einer kurdischen Jugendbewegung sind in einem Zug von Lüneburg in Richtung Hamburg ohne Fahrschein Zug gefahren – und haben dann bei der Kontrolle die Zugbegleiterin heftig angepöbelt. Deswegen stoppte der Zug am Donnerstag im Bahnhof in Bardowick, wo die Bundespolizei und weitere Einsatzkräfte der Landespolizei im Einsatz auf sie warteten.
Die Polizisten seien von den Reisenden unmittelbar "mit massiver körperlicher Gewalt angegriffen worden", teilte die Bundespolizei am Freitag mit. Erst als 248 Bundespolizisten und 54 Beamte des Landes Niedersachsen vor Ort eingetroffen seien, habe die Situation beruhigt und die Identität der randalierenden Anhänger des PKK-Führers Abdullah Öcalan festgestellt werden können.
Nachdem die Fahrgäste bei der Kontrolle keine Tickets vorweisen konnten und die Schaffnerin massiv angepöbelt hatten, stoppte der Zug. Angehörige der Gruppe seien auf dem Gelände des Bahnhofs nach Polizeiangaben "weiter unkooperativ" gewesen und hätten Polizeibeamte getreten und geschlagen, hieß es von der Polizei Lüneburg. Einige Beamte hätten leichte Verletzungen erlitten.
Bei mehr als 80 Menschen sei die Identität festgestellt worden, hieß es weiter. Sie erwarte "ein Strafverfahren wegen Erschleichen von Leistungen". Des Weiteren seien mehrere Strafverfahren wegen Körperverletzung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte eingeleitet worden. Darüber hinaus habe die Überprüfung der Personalien ergeben, dass sich etwa ein Dutzend der Reisenden unerlaubt in Deutschland aufhielten, darunter auch drei Jugendliche.
Bei den Reisenden handelte es sich nach Polizeiangaben um eine Gruppe von Demonstranten, die seit dem 5. September Demonstrationen in Hannover und den Landkreisen Celle, Uelzen, Lüneburg und Harburg durchgeführt habe. Nach zwei Übernachtungen in einem Lüneburger Camp seien die Aktivisten auf dem Weg über Winsen (Luhe) nach Hamburg gewesen.
Die Linke Niedersachsen kritisierte den Einsatz.
Diesen Vorgang werden wir parlamentarisch aufarbeiten. Es stellen sich Fragen nach dem Anlass, der Härte und Verhältnismäßigkeit des Einsatzes sowie der Rechtmäßigkeit der Einschränkung des Demonstrationsrechts für die Jugendlichen", wird der Bundestagsabgeordnete Victor Perli in einer Mitteilung zitiert.
Die Bundespolizei müsse beantworten, warum die jungen Menschen wegen angeblich fehlender Fahrscheine stundenlang eingekesselt worden seien.
Eine Bundespolizeisprecherin wies die Vorwürfe zurück: "Von den Reisenden ging ein hohes Gewaltpotenzial aus."
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(rt/dpa)