Nach aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal um 9,7 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Gegenüber dem Vorjahresquartal lässt sich sogar ein Rückgang um 11,3 Prozent verzeichnen. Die Finanzmarktkrise 2008/2009 erreichte diese Werte nicht. Im Vorquartalsvergleich schrumpfte die Wirtschaft damals höchstens um 4,7 Prozent, im Vergleich zum Vorjahresquartal um höchstens 7,9 Prozent.
Hauptverantwortlich für den aktuellen Einbruch sind die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie: Geschäfte, Hotels und Restaurants mussten schließen, Fabriken machten dicht, Messen, Konferenzen und Konzerte wurden abgesagt. Hinzu kommt ein Rückgang bei den Exporten, weil Märkte in Abnehmerländern wegfielen, mit denen Deutschland wirtschaftlich eng verflochten ist.
Gleichzeitig gaben Bund, Länder, Gemeinden und Sozialversicherungen im ersten Halbjahr insgesamt 51,6 Milliarden Euro mehr aus, als sie einnahmen. Parallel dazu legte die Bundesregierung für die Jahre 2020 und 2021 ein Konjunkturpaket in Höhe von rund 130 Milliarden Euro auf und sicherte auf EU-Ebene weitere Milliardenzahlungen für Hilfsmaßnahmen zu.
Deutschland befindet sich damit – von den Mainstream-Medien eher als Randnotiz heruntergespielt – in der schwersten Rezession der Nachkriegszeit. Einzig das Kurzarbeitergeld verhindert noch, dass sich diese bislang nicht in gleichem Umfang auf den Arbeitsmarkt durchschlägt. Die Zahl der Erwerbstätigen im Inland hat sich demnach lediglich um 1,4 Prozent (gegenüber dem Vorquartal) bzw. um 1,3 Prozent (gegenüber dem Vorjahresquartal) verringert. Kurzarbeiter werden in der Statistik nicht als Erwerbslose geführt.
Allerdings werden Einkommens- und damit Kaufkraftverluste erkennbar – wenn auch branchenspezifisch in sehr unterschiedlicher Höhe. Das Statistische Bundesamt hat hier bislang nur Zahlen für das 1. Quartal veröffentlicht. Demnach beläuft sich etwa in der Gastronomie der Rückgang des Bruttomonatsverdienstes auf 5 Prozent gegenüber dem Vorquartal, im Beherbergungssektor auf 4,5 Prozent. Mit Blick auf die wirtschaftlichen Auswirkungen der Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie sind darin nur die Zahlen der zweiten Märzhälfte enthalten. Die Hochphase des "Lockdowns" ist hier statistisch noch nicht erfasst und dürfte noch einmal sehr viel gravierendere Ergebnisse zu Tage fördern.
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