Das Robert Koch-Institut (RKI) hat am Mittwoch in seinem täglichen Lagebericht einen neuen Höchstwert an positiven Tests auf das Coronavirus SARS-CoV2 gemeldet. Das RKI, das in diesem Zusammenhang wissenschaftlich unkorrekt von "Infektionen" spricht, meldete 1.226 neue Fälle, die innerhalb eines Tages von den Gesundheitsämtern gemeldet worden seien. Höher hatte dieser Wert zuletzt am 9. Mai gelegen.
Laut RKI ist der Anteil der Kreise ohne positive Tests in den vergangenen Wochen deutlich zurückgegangen. Diese Entwicklung sei beunruhigend, so das Institut, eine weitere Verschärfung der Situation müsse unbedingt vermieden werden. Für das RKI zählt jeder der angeblich Infizierten als COVID-19-Fall.
Besonders in Nordrhein-Westfalen und Hamburg sei ein deutlicher Anstieg festzustellen. Der Anteil der aus dem Ausland hereingetragenen Fälle sei deutlich gestiegen und habe in der vergangenen Meldewoche bei 31 Prozent gelegen. Die häufigsten Herkunftsorte in diesen Fällen seien die Balkanländer und die Türkei gewesen.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn gab sich angesichts der steigenden Zahlen alarmiert. Im Deutschlandfunk erklärte der gelernte Bankkaufmann:
Das ist ohne Zweifel besorgniserregend. Hier sehen wir, dass durch Reiserückkehr, aber eben auch durch Partys aller Art, durch Familienfeiern an ganz vielen Stellen im Land wir eben in fast allen Regionen des Landes kleinere und größere Ausbrüche haben. Und das kann natürlich – wenn wir jetzt nicht alle miteinander aufpassen – eine Dynamik entfalten.
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Es gelte, "sehr, sehr wachsam" zu sein, weil die Ausbrüche nicht mehr nur lokaler Natur seien. Spahn forderte die Bürger einmal mehr auf, die sogenannten Hygieneregeln einzuhalten, Masken zu tragen, Abstand zu halten und bei Veranstaltungen den Rahmen zu wahren.
Ähnlich äußerte sich Regierungssprecher Steffen Seibert, der die Bürger ebenfalls ermahnte, Abstandsregeln und Maskenpflicht einzuhalten:
Wenn wir jetzt nicht alle aufpassen und wachsam sind, dann kann dieses Geschehen noch eine ganz eigene Dynamik entfalten. Wir müssen eine Verschärfung der Situation vermeiden.
Von den Medien weitgehend unbemerkt blieben andere Zahlen, die ebenfalls in dem Lagebericht vom Mittwoch erschienen. Zum einen wurde die Anzahl der durchgeführten Tests veröffentlicht, nachzulesen auf Seite 12 des Berichts. Demnach wurden in der vergangenen Woche (32. Kalenderwoche) 672.171 Tests durchgeführt, mehr als jemals zuvor, und fast 100.000 mehr als in der Vorwoche. Davon fielen 6.909 positiv aus, die Positivenrate blieb mit 1,0 Prozent konstant.
An den verwendeten PCR-Tests gab es von Anbeginn an grundsätzliche Zweifel, die weder für das RKI noch für die Politik ein Thema zu sein scheinen.
Die zweite interessante Zahl ist die der positiv getesteten Intensivpatienten, die auch Rückschlüsse auf die Verbreitung einer Krankheit zulässt. Am Mittwoch erreichte diese Zahl mit 224 einen Tiefststand seit Einführung der Meldepflicht im April. Damit gilt nur etwas mehr als ein Prozent der Intensivpatienten als COVID-19-Fall.
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