Räumung von Kiezkneipe in Berlin-Neukölln: 700 Polizisten im Einsatz

Seit Donnerstagabend versammeln sich an verschiedenen Stellen im Berliner Stadtteil Neukölln Menschen, um gegen die am Freitagmorgen geplante Schließung einer Szenekneipe zu protestieren. Unterstützer errichteten Barrikaden und setzten sie in Brand. Aktuell sind 700 Polizisten im Einsatz.

Bei Protesten gegen eine bevorstehende Zwangsräumung einer Kiezkneipe in Berlin hat die Polizei mehrere Menschen vorläufig festgenommen. Eine genaue Zahl nannte ein Polizeisprecher am frühen Morgen zunächst nicht, aber sie befinde sich wahrscheinlich "im zweistelligen Bereich". Das sagte ein Polizeisprecher am Freitagmorgen und nannte "um die 40" als ungefähre Größenordnung.

Demonstranten setzten demnach in der Nacht zum Freitag rund um das weiträumig abgesperrte Lokal Barrikaden in Brand, die die Feuerwehr löschen musste. Es habe auch Sachbeschädigungen gegeben. Ob bei den Auseinandersetzungen Polizisten verletzt wurden, war zunächst nicht klar. Die Demonstration gegen die Räumung lief unter dem Namen "Lange Nacht der Weisenstraße". 

Die Berliner Polizei meldete am Freitagmorgen den Einsatz von 700 Beamten im Stadtteil.

Ihr Einsatz wird mit "Amtshilfe" erklärt, um dem Gerichtsvollzieher ungehinderten Zugang zu"einer dortigen Kneipe zu ermöglichen".

Am Freitagmorgen dauerten die Proteste nahe der Kneipe an. Laut Berliner Zeitung hatten "linke und linksextreme Gruppen" dazu und auch zu Blockaden aufgerufen. Die Polizei stellte bereits am Donnerstag Absperrgitter auf – nicht zuletzt, um Sitzblockaden auf der Weisestraße zu verhindern. Nur Anwohner wurden durchgelassen. Ein Hubschrauber kreiste zeitweise über dem Ort. Auf den Dächern wurden Polizeikräfte gesichtet. An einigen Häuserwänden und Plakaten sind Slogans für den Erhalt des Lokals zu lesen. 

Der Polizeisprecher nannte die Stimmung "emotionalisiert". Teilweise seien Demonstranten vermummt gewesen. Bis zu 200 Räumungsgegner standen vor der Kneipe. In der Hermannstraße haben sich Sitzblockaden gebildet, die Straße ist gesperrt. 

RT Deutsch war heute Vormittag mit einem Facebook-Live vor Ort:

Die Kneipe "Syndikat" hat sich in den letzten 35 Jahren zu einem Zentrum der linken Szene des Bezirks entwickelt. Sie hat seit längerem keinen Mietvertrag mehr, die Betreiber wollen aber nicht ausziehen. Den Unterstützern geht es allerdings nicht nur um das Lokal, sondern auch um stark gestiegene Mietpreise. Die Mieten im Schillerkiez sind seit Öffnung des nahe gelegenen Tempelhofer Feldes explodiert. Viele fürchten Verdrängung.

Beim Besitzer der Liegenschaft soll es sich um eine milliardenschwere Familie aus Großbritannien handeln, die Tausende von Immobilien in der deutschen Hauptstadt besitzt.

Ein weiteres RT Deutsch-Live zeigt, wie die letzten Protestierenden festgenommen werden und der Platz vor der Kneipe von der Polizei endgültig geräumt wird:

(rt/dpa)