Rheinland-Pfalz speist Universitätsmedizin Mainz mit Lavendelstrauch ab

Eigentlich umgibt den Lavendel ein wohlriechender Duft, doch diese Aktion stinkt so manchem: Auf Twitter gibt es heftige Kritik dafür, dass das Wissenschaftsministerium als Dank für den Einsatz während der Corona-Krise dem Universitätsklinikum Mainz einen Lavendelstrauch spendierte.

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Dufte Sache dürfte sich das Wissenschaftsministerium des Landes Rheinland-Pfalz gedacht haben, als es sich mit einem Lavendelstrauch bei der Universitätsmedizin Mainz für den Einsatz der vergangenen Wochen bedankte. Doch die Aktion entpuppt sich zunehmend als Eigentor.

Der Strauch wurde bereits Ende Juni von Staatssekretär Denis Alt (SPD) vom Wissenschaftsministerium Rheinland-Pfalz übergeben. Auf Twitter schrieb das Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur: "Mit der Universitätsmedizin haben wir einen verlässlichen Partner an unserer Seite. Ich danke von Herzen."

Zwar sagt man Lavendel auch eine beruhigende Wirkung nach, doch bei vielen sorgte die Aktion vielmehr für Aufregung. In den Kommentaren unter dem Twitter-Post lassen einige ihrem Unmut freien Lauf. "Das ist der Dank für die Menschen, die sich tagelang in Schutzklamotten einen abschwitzen und sich den Arsch aufreißen? Werft doch direkt mit Schuhen oder Steinen", schrieb ein Twitter-Nutzer.

Eine andere Nutzerin schrieb: "Ein Lavendel für fünf Euro macht das zerstörte Gesundheitssystem, welches zu Corona nochmal auf die Probe gestellt wurde, natürlich wieder gut. Es ist so lächerlich. Ich habe nur noch Wut übrig!"

Selbst aus der eigenen Partei gab es Gegenwind für Denis Alt. SPD-Mitglied Alexander Jorde schrieb ebenfalls auf Twitter:

"Die Leute riskieren ihr Leben und ackern sich kaputt und ihr pflanzt nen Lavendel? Habt ihr die anderen Pflanzen weggeraucht? Das kann doch alles nicht wahr sein."

Jorde ist beim Thema Gesundheit und Pflege kein Unbekannter. Während eines Fernsehauftritts mit Bundeskanzlerin Angela Merkel im Jahr 2017 hatte er als damaliger Lehrling auf die Missstände in der Pflege aufmerksam gemacht. Seitdem meldet er sich beim Thema Gesundheitssystem immer wieder zu Wort und prangert die Notstände des Systems an. Er forderte auch eine finanzielle Anerkennung für die Fachkräfte in der Corona-Krise. "Ich bin ganz klar für eine Zusatzvergütung – nennen Sie es Gefahrenzulage – zumindest für den Zeitraum der Epidemie", sagte Jorde, der mittlerweile auf einer Intensivstation als Krankenpfleger tätig ist, gegenüber der Nachrichtenagentur dpa im März. "Dies wäre ein Zeichen der Wertschätzung", so der 23-Jährige weiter.

Zwar bemühte sich das Wissenschaftsministerium, die Wogen zu glätten, indem es den jeweiligen Nutzern antwortete und dabei darauf hinwies, dass die Absicht der Aktion "mehr Grün und Nahrung für Insekten in den Gärten" gewesen sei und man politisch eine auskömmliche Finanzierung der Universitätskliniken, deren Bedeutung sich in der Pandemie gezeigt habe, fordere. Doch vielleicht ist es höchste Zeit, neben den fleißigen Bienen auch endlich an die fleißigen Mediziner zu denken.

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