Hat BILD ein Interview mit dem Hongkonger Aktivisten Joshua Wong erfunden?

Hat er – oder hat er nicht? Die "BILD"-Zeitung brachte am vergangenen Freitag ein Interview mit dem Hongkonger Aktivisten Joshua Wong – doch der erklärte anschließend, dass er der Zeitung gar keins gegeben habe.

Vermeintliche Aussagen des international bekannten Hongkonger Aktivisten Joshua Wong in der BILD-Zeitung sorgen weiter für Verwirrung. Wong schrieb auf Twitter, dass er mit der Zeitung kein Interview geführt habe. Die BILD hatte den Aktivisten jedoch in ihrer Print-Ausgabe vom Freitag mit einer Bitte an die deutsche Bundesregierung, genau auf Hongkong zu schauen, zitiert.

"Der Inhalt des Berichts ist falsch, da ich der BILD-Zeitung in der vergangenen Woche kein Interview gegeben habe", twitterte daraufhin Wong.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) hat die BILD-Zeitung das Interview jedoch ausdrücklich nicht zurückgezogen. Wong war am Samstag zunächst nicht zu erreichen.

China hatte vergangene Woche ein umstrittenes Gesetz zum Schutz der nationalen Sicherheit in Hongkong erlassen. Es ist der bisher weitestgehende Eingriff in die Autonomie der chinesischen Sonderverwaltungsregion. Das Gesetz richtet sich gegen "Abspaltung" und "Untergrabung der nationalen Einigung". Genannt werden Bemühungen, eine Unabhängigkeit Hongkongs oder anderer Gebiete anzustreben, die Peking als Teil der Volksrepublik ansieht. Kritiker befürchten ein Ende des Grundsatzes "ein Land, zwei Systeme", nach dem die frühere britische Kronkolonie seit der Rückgabe 1997 unter chinesischer Souveränität regiert wird.

Wong gehört zu den bekanntesten Aktivisten in Hongkong, auch dank zahlreicher Auftritte in internationalen Mainstreammedien. Laut dem BILD-Bericht rief er die Bundesregierung auf, "das Unrecht beim Namen" zu nennen. Am Freitag twitterte Wong: "Unrecht war nie ein beschreibendes Wort, das ich in Interviews mit ausländischen Medien mit Blick auf das Sicherheitsgesetz verwendet habe". Zudem erklärte er, dass aus seiner Sicht auch akkurate Berichterstattung ein Schlüssel sei, um die Freiheit Hongkongs zu verteidigen.

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