Wären die Taten Helmut Kendlers ohne direktes Mitwirken des Berliner Senats damals überhaupt in diesem Umfang möglich gewesen?
Das Pflegekinderwesen wird in Deutschland durch Jugendämter und Landesjugendämter verantwortet. Somit wachsen Kinder und Jugendliche, die in Pflegefamilien leben, immer auch in öffentlicher Verantwortung auf. Entsprechend waren die Pflegestellen, die wir untersucht haben, nicht ohne das Mitwirken des Berliner Senats und der Jugendämter möglich.
Könnte man sagen, dass Herr Kentler in "guter" Absicht gehandelt hat, also dass er wirklich an einen positiven Effekt auch für die Kinder glaubte, oder ist klar geworden, dass Herrn Kentler alle schrecklichen Folgen für die Kinder und Jugendlichen bekannt waren und er nur aus pädophiler Absicht gehandelt hat?
Helmut Kentlers persönliche Haltungen sowie Absichten waren nicht Gegenstand der Untersuchung, sondern die organisationalen Verantwortungsstrukturen. Entsprechend können wir nicht sagen, in welcher Absicht er gehandelt hat. Wir können aber zeigen, dass er wissenschaftliche Argumentationen mit unklaren Belegen genutzt hat, um seine Positionen zu begründen.
In welchem Rahmen hat der Austausch mit den Opfern/Zeitzeugen stattgefunden und um wie viele Gesprächsstunden handelte es sich?
Mit den Betroffenen wurden Interviews geführt, zudem wurden Zeitzeugen aus unterschiedlichen Organisationen befragt. Am Ende des Berichts findet sich eine detaillierte Darstellung des methodischen Vorgehens.
Kann Helmut Kentler anhand der vorliegenden Ergebnisse selbst als pädophil bezeichnet werden. Auch er hatte schließlich mehrere Adoptivsöhne.
Die Person Helmut Kentler und seine sexuelle Orientierung waren nicht Gegenstand der Aufarbeitung. Zu Helmut Kentler als Person und Wissenschaftler hat Teresa Nentwig differenziert geforscht und dieses aufgearbeitet. Hier können wir nur auf ihre Studien verweisen.