Der deutsche Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat sich gegen massenhafte Tests auf das Coronavirus in der Bevölkerung ausgesprochen. In einem Nachgespräch zu seinem Interview mit dem Bericht aus Berlin vom Sonntagabend, das die ARD-Sendung in den sozialen Netzwerken verbreitete, erklärte Spahn:
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Wir müssen jetzt aufpassen, dass wir nicht nachher durch zu umfangreiches Testen – klingt jetzt total … da muss man erstmal um zwei Ecken denken – durch zu umfangreiches Testen zu viele falsch Positive haben. Weil die Tests ja nicht 100 Prozent genau sind, sondern auch eine kleine, aber eben auch eine Fehlerquote haben. Und wenn sozusagen insgesamt das Infektionsgeschehen immer weiter runtergeht, und Sie gleichzeitig das Testen auf Millionen ausweiten, dann haben Sie auf einmal viel mehr falsch Positive. Das sind so die Dinge, mit denen man sozusagen erst konfrontiert wird in der weiteren Folge, und die Erkenntnisse. Und deswegen macht es schon auch noch Sinn: Wir machen das Angebot, mehr zu testen, das geht jetzt auch. Aber nicht einfach nur wild jeden Tag zu testen, sondern wenn, dann schon auch mit einem gewissen Ziel.
In den Kommentaren unter dem Tweet mit dem Video wurde darauf verwiesen, dass vor Kurzem noch als "Verschwörungstheoretiker" galt, wer die Verlässlichkeit der Tests und damit der Zahlen anzweifelte, mit denen die staatlichen Maßnahmen in der Corona-Krise begründet wurde.
Die verwendeten PCR-Tests weisen nicht das Virus selbst nach, sondern molekulares Virusmaterial. Dabei sind diese Tests mit einer grundsätzlichen Problematik behaftet – dessen, was und wie genau sie testen bzw. messen (detaillierter erläutert hier, hier und hier). Ein Hersteller eines PCR-Testkits beschreibt explizit als "Limitations" (Einschränkungen), dass diese nicht als direkte Evidenz für die klinische Diagnose benutzt werden sollten.
Spahn hatte vor etwa sechs Wochen die Zahl der "Infizierten" um etwa ein Drittel zu hoch angegeben. Bereits im April hatte der Minister um Verständnis für die schwierigen politischen Entscheidungen in der Krise geworben und erklärt:
Wir werden in ein paar Monaten wahrscheinlich viel einander verzeihen müssen.
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