In der Nacht zum Samstag eskalierte in Augsburg kurz vor Mitternacht ein Polizeieinsatz wegen Verstößen gegen die Corona-Auflagen. Wie die Polizei mitteilte, wurden die Beamten vom Ordnungsdienst der Stadt zu einem Lokal in der Maximilianstraße gerufen:
Vor dem Lokal hielt sich eine größere Menschenansammlung auf. Die Mitarbeiter des Ordnungsdienstes hatten zuvor eine Lärmbelästigung und Verstöße im Rahmen des Ausschankes an der betreffenden Lokalität festgestellt. Auf die Verstöße hingewiesen zeigte sich die Lokalbetreiberin uneinsichtig und war nicht gewillt, den Aufforderungen des Ordnungsdienstes nachzukommen, weshalb die Einstellung des Barbetriebs angeordnet wurde.
Die Wirtin habe den Ordnungsdienst daraufhin verbal angegriffen und in der Menschenmenge Stimmung gegen dessen Mitarbeiter gemacht. Kurz darauf kam es offenbar zu Tätlichkeiten. In der Mitteilung heißt es weiter:
Eine Polizeibeamtin versuchte daraufhin die 30-jährige Wirtin und deren anwesende Mutter hinsichtlich der Verstöße zu sensibilisieren, als plötzlich eine der beiden Frauen unvermittelt der Beamtin ins Gesicht schlug. Als sich die Beamtin aus der Lage befreien wollte, ging auch noch die andere Frau körperlich auf sie los. Daraufhin wurden die beiden Frauen von den Einsatzkräften zu Boden gebracht. Trotz massiven Widerstandes konnten beide Frauen schließlich unter Kontrolle gebracht werden.
Währenddessen habe sich ein Teil der Menschenmenge mit der Gastwirtin solidarisiert und die Einsatzkräfte bedrängt. Die Menge habe den Namen des Lokals skandiert und Plastikbecher auf die Einsatzkräfte geworfen. Mit einem "hohen Kräfteansatz" sei die Lage schließlich "bereinigt" worden.
Die Lokalbetreiberin und deren Mutter seien bei dem Einsatz leicht verletzt worden und hätten durch den Einsatz eines Pfeffersprays Atemreizungen erlitten. Vier Polizeibeamte seien "durch die Widerstandshandlungen der beiden Frauen durch Schläge, Kratzer und Bisse verletzt" worden, drei von ihnen im Anschluss nicht mehr dienstfähig gewesen.
Für die Frauen dürften die Auseinandersetzungen Folgen haben. Die Polizei weiter:
Gegen die Wirtin und ihre Mutter wurde eine Anzeige wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte, tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte, vorsätzlicher Körperverletzung und Beleidigung aufgenommen. Die Ermittlungen hierzu wurden von der Kriminalpolizei Augsburg übernommen. Der Ordnungsdienst der Stadt Augsburg ordnete noch in der Nacht die Einstellung des Barbetriebs an.
Das lokale Nachrichtenportal Presse Augsburg, das den Namen des Lokals mit Corso angab, zitierte dessen Wirtin Katharina E. mit der Aussage, sie könne die Vorwürfe nicht verstehen. Die Lokalbetreiberin widersprach der Darstellung der Polizei:
Ich kann nur sagen, dass ich seit Monaten aufgrund der Corona-Lage um den Erhalt kämpfe und ich hatte auch nie ein schlechtes Verhältnis zu Beamten. Ich habe zu dem Zeitpunkt in keinster Weise die Aggressivität verstanden, auch die Schilderungen der Polizei sind nicht richtig. Ich bin nie, in keinster Weise, auf einen Beamten losgegangen. Ich wurde nach einem sehr aggressiven Gespräch seitens der Polizei plötzlich zu Boden gerissen und hatte Pfefferspray im Gesicht. Trotz alledem bekomm ich noch einen Faustschlag von einem Beamten. Ich verstehe die Welt nicht. Ich habe mich mit viel Leidenschaft durch die Corona-Lage gekämpft und jetzt sowas. Das Schlimmste ist, ich werde wie eine schwer aggressive Verbrecherin dargestellt, ich bin zutiefst erschüttert.
Das Bayerische Landeskriminalamt prüft aufgrund der erhobenen Vorwürfe den Einsatz der Augsburger Polizei. In den sozialen Netzwerken kursieren Videos des Polizeieinsatzes, die Schläge und Übergriffe von beiden Seiten zeigen.
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