Gibt es ein Recht auf Homeoffice?

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will das Recht auf Arbeit von zu Hause aus gesetzlich verankern. Damit löste er eine bundesweite Debatte aus. Die Arbeitgeberverbände sind gegen die Pläne des Ministers. Doch auch Angestellte sollten genauer hinschauen.

"Ich arbeite an einem neuen Gesetz für ein Recht auf Homeoffice, das ich bis Herbst vorlegen werde. Jeder, der möchte und bei dem es der Arbeitsplatz zulässt, soll im Homeoffice arbeiten können – auch wenn die Corona-Pandemie wieder vorbei ist", sagte Heil der Bild am Sonntag. "Man darf entweder komplett auf Homeoffice umsteigen oder auch nur für ein oder zwei Tage die Woche", erklärte Heil. Ersten vorsichtigen Schätzungen zufolge sei die Zahl der Arbeitnehmer im Homeoffice in der Corona-Krise von zwölf auf 25 Prozent aller Beschäftigten gestiegen.

Mit "fairen Regeln" will Heil verhindern, dass "sich die Arbeit zu sehr ins Private frisst". Auch im Homeoffice gebe es einen Feierabend – "und zwar nicht erst um 22 Uhr". Heimarbeit soll für die Arbeitnehmer eine freiwillige Möglichkeit sein. "Wir wollen mehr Homeoffice ermöglichen, aber nicht erzwingen", sagte Heil. Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) pries ebenfalls die Vorzüge des Arbeitens von zu Hause aus. "Die vergangenen Wochen haben gezeigt, wie viel im Homeoffice möglich ist – das ist eine echte Errungenschaft, hinter die wir nicht mehr zurückfallen sollten", sagte der Finanzminister der Bild am Sonntag.

"Politische Ladenhüter"?

Arbeitgeberverbände lehnen die Pläne von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hingegen ab. "Politische Ladenhüter aus der Zeit vor dem größten Wirtschaftsrückgang seit vielen Jahrzehnten aufzuwärmen, wirkt etwas aus der Zeit gefallen", sagte der Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Steffen Kampeter, am Sonntag. "Wir brauchen ein Belastungsmoratorium statt weiterer Vorgaben, die Wachstum und Flexibilität beschränken."

Es sei im Interesse von Arbeitgebern und Beschäftigten gleichermaßen, mobiles Arbeiten dort einzusetzen, wo es möglich und sinnvoll sei, so Kampeter. "Dabei müssen betriebliche Belange und die Wünsche der Kunden eine zentrale Rolle spielen. Mit Homeoffice allein kann die Wirtschaft nicht am Laufen gehalten werden."

Vorsicht ist geboten

Grünen-Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt sagte am Sonntag: "Es ist längst an der Zeit, dass aus dem Privileg, das bisher nur für wenige gilt, ein Anspruch auf Homeoffice für viele wird. Wer möchte und bei dem es der Arbeitsplatz zulässt, soll von zu Hause aus arbeiten können." Damit Arbeiten von zu Hause überhaupt technisch reibungslos möglich sei, brauche es endlich auch einen Rechtsanspruch auf schnelles Internet. "Homeoffice oder mobiles Arbeiten darf immer nur freiwillig sein und braucht verbindliche Regeln: Niemand sollte dazu gezwungen werden und Homeoffice darf nicht dazu führen, dass Arbeit grenzenlos wird."

Im Koalitionsvertrag von Union und SPD ist kein explizites Recht auf Homeoffice vorgesehen. Allerdings ist dort die Absicht festgehalten, den Tarifparteien mehr Raum für Experimente bei der Arbeitszeit zu geben. Ein mögliches Recht auf Homeoffice ist jedoch gerade für Angestellte mit Vorsicht zu genießen. Eine Studie des gewerkschaftsnahen Instituts WSI hatte gezeigt, dass Homeoffice eher zu längeren Arbeitszeiten als zu mehr Freizeit führt.

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(rt/dpa)