"3M hat keine Beweise, die darauf hindeuten, dass 3M-Produkte beschlagnahmt worden sind", hieß es auf Anfrage der Deutschen Presse Agentur (dpa) am Freitag in einer Mitteilung des Konzerns. "3M hat keine Unterlagen über eine Bestellung von Atemschutzmasken aus China für die Berliner Polizei."
Nach einem Bericht des Nachrichtenportals t-online.de dementierte auch das Weiße Haus entsprechende Vorwürfe, die Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) erhoben hatte. Er hatte von einem "Akt moderner Piraterie" gesprochen.
Nach Informationen des Berliner Tagesspiegel wurden die Masken von der Berliner Polizei beim US-Hersteller 3M bestellt. Die Zeitung berichtete, die bestellten Masken seien in einem 3M-Werk des Unternehmens in China produziert worden. Auf dem Flughafen in Bangkok hätte die Ware umgeladen und per Luftfracht nach Deutschland geflogen werden sollen. Stattdessen sei die Lieferung von Bangkok in die USA gebracht worden. Auch der rbb berichtete unter Berufung auf die Berliner Polizei, die Lieferung sei in die USA "umgeleitet" worden. RT Deutsch hatte die Geschichte ebenfalls aufgegriffen.
Das Nachrichtenportal t-online.de berichtete, das Weiße Haus habe die Vorwürfe zurückgewiesen. Das Portal meldete unter Berufung auf einen hohen US-Regierungsbeamten, die Vorwürfe seien "komplett falsch".
Nun bemüht sich der Berliner Senat mit Hochdruck um Aufklärung, was genau mit einer aus Asien stammenden Lieferung von 200.000 Schutzmasken passiert ist, die nie in der Hauptstadt ankam. "Wir sind dabei, die Details zu klären", sagte der Sprecher der Innenverwaltung, Martin Pallgen, am Samstag. Momentan lägen noch keine Informationen vor, was genau auf dem Flughafen in der thailändischen Hauptstadt Bangkok passiert sei.
Pallgen erläuterte, die Polizei habe bei einem deutschen Fachhandel 400.000 medizinische Masken der Schutzklasse FFP2 bestellt und bezahlt. Er korrigierte damit Angaben der Innenverwaltung, in denen von einer Bestellung bei einem US-Hersteller die Rede gewesen war. Die Aussage, dass die Masken in Bangkok konfisziert worden seien, basiert dem Sprecher zufolge auf Angaben des Fachhändlers. Die Firma habe auch mitgeteilt, dass das Flugzeug mit den für Berlin bestimmten Masken Bangkok in Richtung USA verlassen habe.
Bei den fraglichen 200.000 Masken handele es sich um die erste Charge der Bestellung, sagte der Sprecher. Gemeinsam mit dem Fachhandel und der Berliner Polizei versuche der Senat nun, die genaue Lieferkette nachzuvollziehen. Wo die Masken produziert worden seien und von welchem Hersteller, sei momentan nicht bekannt.
US-Präsident Donald Trump kündigte am Freitagin Washington an, seine Regierung wolle den Export knapper medizinischer Schutzausrüstung wegen der Ausbreitung des Coronavirus verbieten. Verhindert werden solle etwa der Export von Atemschutzmasken des Typs N95, von Operationshandschuhen und anderen Produkten.