Die Fußball-Bundesliga soll wegen der Pandemie durch das Coronavirus ab kommendem Dienstag bis zum 2. April unterbrochen werden. Diesen Vorschlag des Präsidiums will die Deutsche Fußball Liga (DFL) am Montag den Proficlubs unterbreiten. "Ziel ist es weiterhin, die Saison bis zum Sommer zu Ende zu spielen – aus sportlichen Gesichtspunkten, aber insbesondere auch weil eine vorzeitige Beendigung der Saison für einige Clubs existenzbedrohende Konsequenzen haben könnte", hieß es von der DFL dazu. Der 26. Spieltag soll noch planmäßig, aber ohne Zuschauer so weit wie möglich stattfinden.
Am Donnerstagabend hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel die Bevölkerung wegen der rasanten Ausbreitung des Coronavirus zu drastischen Einschnitten aufgefordert und damit indirekt auch die Fußball-Verantwortlichen noch stärker in die Pflicht genommen. Wo immer möglich, sollten die Menschen auf Sozialkontakte verzichten, sagte die CDU-Politikerin am Donnerstagabend nach Beratungen der Bundesregierung mit den Ministerpräsidenten der Länder und hochrangigen Medizinern in Berlin. "Alle nicht notwendigen" Veranstaltungen, nun auch mit weniger als 1.000 Teilnehmern, sollten abgesagt werden.
Erst Geisterspiele, danach gar keine Spiele mehr
Der bevorstehende 26. Spieltag an diesem Wochenende soll unter Ausschluss von Zuschauern stattfinden, bevor eine gut zweiwöchige Pause geplant ist. Doch auch mit diesen "Geisterspielen" könne die Saison nicht nahtlos fortgeführt werden, wie die DFL am Freitag einräumte.
Am Mittwoch hatte es den ersten Corona-Fall eines Profispielers in Deutschland gegeben: Timo Hübers vom Zweitligisten Hannover 96 wurde positiv auf das SARS-CoV-2-Virus getestet. Nachdem am Donnerstag in Teamkollege Jannes Horn ein zweiter Fall dazu kam, befindet sich das Team der Niedersachsen nun geschlossen in Quarantäne. Die Partie zwischen Hannover und Dresden soll deshalb als einzige an diesem Wochenende gänzlich abgesetzt werden.
Die Liga hat für kommenden Montag eine Mitgliederversammlung in Frankfurt am Main anberaumt, um das weitere Vorgehen in der Coronavirus-Krise abzustimmen. Der Druck auf die Clubs und die DFL, dass schon an diesem Wochenende nicht mehr gespielt wird, dürfte aber weiter wachsen.
Auch in Europa rollt der Ball nicht mehr
Auch die Europäische Fußball-Union hat den Spielbetrieb in der Champions League und in der Europa League wegen der Folgen der Corona-Krise vorerst ausgesetzt. Das teilte die UEFA am Freitag mit. "Angesichts der Entwicklungen aufgrund der Verbreitung von COVID-19 in Europa und der damit verbundenen Entscheidungen der verschiedenen Regierungen" habe der europäische Dachverband entschieden, alle Partien der UEFA-Clubwettbewerbe in der kommenden Woche zu verschieben, hieß es in einer Mitteilung.
Dazu gehören die verbleibenden Spiele des Achtelfinales in der Champions League am 17. und 18. März und damit auch das Rückspiel des FC Bayern München gegen den FC Chelsea, dessen Stürmer Callum Hudson-Odoi positiv auf das Coronavirus getestet worden war, sowie alle Achtelfinal-Partien in der Europa League am 19. März. Die für den 20. März angesetzte Europapokal-Auslosung wurde ebenfalls verschoben.
Mit dieser Entscheidung rückt auch eine Verlegung der Fußball-Europameisterschaft (geplant für 12. Juni bis 12. Juli) immer näher. In der Bundesliga soll ab kommendem Dienstag bis zum 2. April nicht mehr gespielt werden. Zuvor hatten schon zahlreiche Länder wie Spanien, Italien, Frankreich, die Niederlande oder Portugal ihren Spielbetrieb ausgesetzt, so dass ein geregelter Saisonabschluss in diesen Ligen nicht mehr möglich ist.
Bei der UEFA ist für den kommenden Dienstag eine Krisensitzung per Videokonferenz mit allen 55 Mitgliedsverbänden geplant. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge gilt die Verschiebung des paneuropäischen Turniers in den Sommer 2021 inzwischen als erste Option. Den großen Ligen des Kontinents würde das nach dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie eine dringend benötigte Atempause verschaffen.
Bereits am Donnerstag hatte die UEFA erstmals zwei Champions-League-Partien abgesagt: die Achtelfinal-Rückspiele zwischen Manchester City und Real Madrid sowie zwischen Juventus Turin und Olympique Lyon. Wegen der EM stehen Ligen und Verbände enorm unter Druck. Der dicht gestaffelte Fußball-Kalender gibt kaum noch freie Termine für Nachholspiele her.
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