So sollen saudische Gerichte fortan eine Ehe aufheben dürfen, auch wenn einer der Ehegatten nicht zum Gerichtsprozess erscheint, was zuvor vor allem den Männern die Möglichkeit gab, eine Scheidung für mehrere Monate hinzuziehen. Auch in Fragen der Unterhaltszahlung, des Sorgerechts für Kinder und des Besuchsrechts soll es künftig mehr Gleichstellung für geschiedene Frauen und Männer im Land geben.
Die bisher geltenden Regelungen, die auf einer jahrelangen patriarchalen Tradition beruhten, ließen den Männern beinahe einen unbeschränkten Raum für Manipulationen, wenn sie eine Eheauflösung unbedingt vermeiden wollten. So konnten sie zum Beispiel ihren Ehegatinnen eine Scheidung schlichtweg durch das Versäumen der Gerichtstermine verweigern, auch wenn die beiden Ehepartner nicht mehr zusammenlebten. Dieser Umstand zwang die Frauen praktisch in eine abhängige Position, wobei ihre Männer zur selben Zeit oft bereits eine andere Familie gründeten.
Besonders diskriminierend sahen die Frauen bis heute die sogenannten Sonderrechte der Männer auf eine "geheime Scheidung". Dafür brauchten sie, ihre Partnerin über ihre Entscheidung nicht einmal in Kenntnis zu setzen, und schon gar keine Zustimmung von ihr. Die neuen Vorgaben sollen auch dieser Vorgehensweise ein Ende setzen.
Der saudische Justizminister Walid bin Mohammed Al-Samani begrüßte die Neuerung, die mit dem ehrgeizigen Programm der sozialen und wirtschaftlichen Reformen "Vision 2030" des Kronprinzen Mohammed bin Salman einhergeht:
Die Justiz wird mit den sozialen Änderungen mithalten, die sich im Königreich vollziehen. Auch manche bestehenden Gesetze werden geändert", zitiert RT Al-Samani.
Der saudische Rechtsanwalt Rana al-Doknan legte ebenfalls großen Wert auf die neuen Vorschriften, die dem Staat seiner Meinung nach helfen sollen, "die Rechte der Frauen und Kinder nach einer Scheidung besser zu wahren".
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