von Wladislaw Sankin
Krebs ist die zweithäufigste Todesursache der Welt. Allein im Jahr 2018 starben nach WHO-Angaben 9,6 Millionen Menschen an der Krankheit. Nahezu jeder sechste Todesfall geht auf Krebs zurück. Mit 227.000 Verstorbenen in Deutschland und 271.000 in Russland im Jahr 2018 ist Krebs damit auch in jenen Ländern die zweithäufigste Todesursache.
In Russland hat die Regierung die Bekämpfung von Krebs zu einer nationalen Aufgabe erklärt und bis zum Jahr 2014 eine Trillion Rubel (umgerechnet 14,2 Milliarden Euro) für die Schaffung einer modernen Infrastruktur mit 500 Therapiezentren zur Verfügung gestellt. Eine besondere Rolle sollte der Entwicklung der Nuklearmedizin zukommen. Hierbei sind zwölf Zentren für die Radionuklidtherapie vorgesehen.
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Der Erfahrungsaustausch mit deutschen Kollegen zu den fortschrittlichsten Methoden der Nuklearmedizin ist für die Russen dabei fundamental. Die Tagung "Nuklearmedizin – die Alchemie der modernen Onkologie" im Rahmen der Berlin Science Week 2019 am 8. November sollte die wissenschaftliche Kooperation im Bereich Medizin zwischen beiden Ländern wieder zum Leben erwecken.
Die Konferenz wurde vom Koch-Metschnikow-Forum in Zusammenarbeit mit der Russischen Gesellschaft für Onkologie, dem Nationalen Medizinischen Forschungszentrum für Radiologie (NMRRC) beim Föderalen Gesundheitsministerium der Russischen Föderation sowie von Rusatom organisiert.
In seiner Begrüßungsrede betonte der Vorsitzende des Koch-Metschnikow-Forums, Prof. Dr. Helmut Hahn, dass die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Russland zur Krebsbekämpfung ein Anliegen von höchster Priorität sei. So wurde das erste Abkommen mit der russischen Seite im Jahr 2006 in Anwesenheit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel und des russischen Präsidenten Wladimir Putin unterzeichnet.
Diese Zusammenarbeit sei in den vergangenen Jahren allerdings etwas stagniert, räumte ein weiterer Mitveranstalter, Prof. Andrej Karpin vom Nationalen Medizinischen Forschungszentrum für Radiologie, ein. In Russland gilt das Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften als informeller "Chef-Onkologe" des Landes. Er betonte:
Auf unserem Gebiet spielt Politik keine Rolle. Es gibt nur die Heterogenität von Tumoren. Wir sind einer gemeinsamen Bedrohung ausgesetzt, und die Onkologie wird uns versöhnen. Lasst uns zusammen gegen unseren gemeinsamen Feind kämpfen.
Auf der Konferenz wurde in feierlicher Atmosphäre ein Abkommen zur Zusammenarbeit zwischen dem Koch-Metschnikow-Forum und dem NMRRC unterzeichnet. Ein Abkommen haben auch zwei russische Unternehmen, das NMRRC und das staatliche Unternehmen zur medizinischen Nuklearforschung Rusatom, unterzeichnet – in Berlin! "Wir sind schon seit Langem enge Nachbarn und Partner, aber wir wollen unsere Freundschaft auch öffentlich leben", sagte Kaprin beim Presseauftritt.
Welchen Nutzen haben beide Seiten von der Kooperation? "Wir sind das weltweit führende Unternehmen für Protonenproduktion. Wir liefern in 100 Länder. Wir verstehen, dass ohne Infrastruktur eine Entwicklung unmöglich ist", erklärte Rusatom-Chef Alexander Schubanow.
Die Russen propagieren derzeit stark die technische Seite, während bei uns der Schwerpunkt auf Molekulargenetik liegt, und ich denke, dass wir uns gegenseitig da austauschen müssen, sagte der Leiter der Sektion Onkologie des Koch-Metschnikow-Forums, Prof. Klaus-Peter Hellriegel, gegenüber RT.
Nuklearmedizin spiele bei uns in Deutschland zwar eine wichtige, aber eine nicht so entscheidende Rolle wie derzeit in Russland, fügte er angesichts der ambitionierten Pläne der russischen Regierung hinzu.
Laut der Pressemitteilung der Veranstalter standen auf der Konferenz folgende Themen im Vordergrund: neue Möglichkeiten der Protonentherapie zur Behandlung von Erwachsenen und Kleinkindern, Erfahrungen in der Hoch- und Niedrigdosis-Brachytherapie von Tumoren verschiedener Lokalisationen, Radionuklidtherapie unter Einsatz moderner Medikamente, Radioembolisation der Leber unter Verwendung heimischer Mikrosphären.
"Wir sehen in unseren deutschen Kollegen hochgeschätzte, strategische Partner", sagte Andrej Karpin im Anschluss an die Unterzeichnung gegenüber der Presse. Dem Ziel der russischen Regierung, die Krebs-Sterblichkeitsrate in fünf Jahren um 185 Prozent zu reduzieren, sind Experten am 8. November in Berlin einen Schritt nähergekommen.
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