In einer gemeinsamen Erklärung brachen Klimawissenschaftler, Physiker, Biologen, Ingenieure und andere Wissenschaftler aus mindestens 20 Ländern mit der sonst üblichen akademischen Zurückhaltung.
Eine Gruppe von etwa 20 Unterzeichnern versammelte sich am Samstag, um den Text vor dem jahrhundertealten Wissenschaftsmuseum im Londoner Bezirk Kensington vorzutragen.
"Wir glauben, dass die anhaltende staatliche Untätigkeit über die Klima- und ökologische Krise jetzt friedliche und gewaltfreie Proteste und direkte Aktionen rechtfertigt, auch wenn dies über die Grenzen des geltenden Rechts hinausgeht", sagte Emily Grossman, eine Molekularbiologin. Sie las die Erklärung im Namen der gesamten Gruppe vor. Sie ergänzte:
Wir unterstützen daher diejenigen, die sich friedlich gegen Regierungen auf der ganzen Welt erheben, die nicht im Verhältnis zum Ausmaß der Krise handeln.
Die Erklärung wurde von einer Gruppe von Wissenschaftlern koordiniert, die die Umweltaktivisten von "Extinction Rebellion" unterstützen. Während die meisten Wissenschaftler offene politische Debatten eher scheuen, entschieden sich die knapp 400 Wissenschaftler bewusst gegen diese Konvention.
"Die Dringlichkeit der Krise ist jetzt so groß, dass viele Wissenschaftler als Menschen das Gefühl haben, dass wir jetzt eine moralische Verpflichtung haben, radikale Maßnahmen zu ergreifen", sagte Grossman gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Zu den weiteren Unterzeichnern gehören mehrere Wissenschaftler, die zum von den Vereinten Nationen unterstützten Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) beigetragen haben, das eine Reihe von Berichten vorgelegt hat, die die Dringlichkeit dramatischer Einsparungen bei den CO2-Emissionen unterstreichen sollen.
"Wir können es nicht zulassen, dass die Rolle der Wissenschaftler darin besteht, nur Papiere zu schreiben und sie in obskuren Zeitschriften zu veröffentlichen und irgendwie zu hoffen, dass jemand da draußen aufpasst", erklärte Julia Steinberger, eine Ökonomin an der University of Leeds und führende IPCC-Autorin.
Wir müssen die Rolle des Wissenschaftlers überdenken und uns damit befassen, wie sich soziale Veränderungen in einem massiven und dringenden Ausmaß vollziehen.Wir können die übliche wissenschaftliche Praxis nicht zulassen", ergänzte sie.
Doch nicht längst alle britischen Wissenschaftler teilen diese Sichtweise. Der britische Professor für Soziologie an der University of Kent in Großbritannien, Frank Furedi, hatte im Zusammenhang mit den Aktionen von "Extinction Rebellion" unter anderem von einem "selbstgefälligen Karneval" gesprochen. Auch die ehemalige Grünen-Politikerin Jutta Ditfurth, die für die Wählervereinigung "ÖkoLinX – Antirassistische Liste" in der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung sitzt, warnte vor der Gruppe.
Bei "Extinction Rebellion" handele es sich nicht um eine reine "gewaltfreie Klimabewegung", sondern um eine "religiöse-gewaltfreie esoterische Sekte", die an die Apokalypse und die baldige "Auslöschung der Menschheit" glaube und "Selbstaufopferung" empfehle.
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