Fast zwei Drittel der arbeitenden Bevölkerung fühlen sich nach einer neuen Umfrage im Job gestresst – und die Hauptursachen seien Zeitdruck und unangenehme Kollegen. Demnach empfinden 63 Prozent ihr Stressniveau am Arbeitsplatz als hoch oder eher hoch, wie das Umfrageinstitut YouGov im Auftrag der Versicherung Swiss Life ermittelt hat.
Zeitdruck und eine unerfreuliche Atmosphäre am Arbeitsplatz spielen dabei für viele die größte Rolle. Diese beiden Faktoren nannten 46 beziehungsweise 45 Prozent der mehr als 2.000 Befragten. Leistungsdruck und die Aufgabenfülle sind dagegen bei weniger als einem Drittel die Hauptgründe für Stress.
Die Ergebnisse der Umfrage nähren zudem den Verdacht, dass Geld allein nicht glücklich macht. Denn die Meinungsforscher fragten separat in allen 16 Bundesländern und stellten fest, dass die Zufriedenheit mit dem Gehalt zugleich mit höherem Stress einhergeht. In Schleswig-Holstein etwa fühlten sich 61 Prozent angemessen bezahlt und 69 Prozent gestresst, in Bayern sieht es ganz ähnlich aus. Am unteren Ende der Skala in Brandenburg waren nur 54 Prozent zufrieden mit ihrem Gehalt, aber auch nur 56 Prozent fühlten sich gestresst.
Der DGB nannte die Ergebnisse der Umfrage "besorgniserregend". "Wir brauchen eine umfassende und vor allem verbindliche Anti-Stress-Politik auf nationaler und europäischer Ebene", forderte Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach. Eine Anti-Stress-Verordnung wäre nach DGB-Einschätzung ebenso notwendig wie wirksame Sanktionen gegen Unternehmen bei Verstößen im Arbeitsschutzrecht.
Der Gesetzgeber darf nicht weiter tatenlos zuzusehen, wie Millionen Beschäftigte durch schlechte Arbeitsbedingungen einem hohen Gesundheitsrisiko ausgesetzt sind", sagte Buntenbach.
Die Belastung am Arbeitsplatz und der in nicht wenigen Fällen damit einhergehende Burnout sind auch für die Versicherungen bedeutsam, weil sowohl Krankschreibungen als auch Arbeitsunfähigkeit wegen seelischer Ursachen in den vergangenen Jahren stark zugenommen haben. "Psychische Erkrankungen sind mittlerweile Hauptursache für ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Berufsleben", sagte Jörg Arnold, der Deutschland-Chef der Swiss Life.
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(rt deutsch/dpa)