von Dennis Simon
Zu Beginn der Veranstaltung, die im Russischen Haus der Wissenschaft und Kultur in Berlin stattfand, erklärte der letzte Generalsekretär der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, dass es ihm nicht leichtgefallen sei, das Buch zu schreiben. Das Werk trage autobiographische Züge. Das Hauptthema des neuen Buches sind die Beziehungen zwischen der DDR und Moskau im Herbst des Jahres 1989.
Er betonte, dass ohne die Freundschaft zur Sowjetunion die DDR nicht 40 Jahre bestanden habe. Trotz mancher Probleme in den Beziehungen zwischen beiden untergegangenen Staaten sei das Entscheidende, dass Russen und Deutsche viele Jahre in Freundschaft gelebt hätten. Die derzeitige Regierung untergrabe aber dieses Vermächtnis.
Was die Angaben in seinem neuen Buch angeht, betonte Krenz, dass er Fakten nenne, die er unter anderem aus Dokumenten gewonnen habe. Er verlasse sich nicht auf Vermutungen. Die Sicht, die er im Buch vorträgt, beinhalte differenzierte Urteile. Der ehemalige SED-Chef erklärte, er setzte sich mit Unwahrheiten über die Geschichte der DDR auseinander.
Für Krenz sei die Gleichsetzung "Sowjetmensch = Freund" eine bewusste Entscheidung gewesen, die für ihn unter anderem auf den Lehren des Zweiten Weltkrieges beruhe. Auch heute noch würden sich Ostdeutsche überwältigend gegen die antirussischen Sanktionen aussprechen.
In der DDR habe es im Gegensatz zur BRD eine umfassende Geschichtsaufarbeitung gegeben, um mit antirussischen Vorurteilen nach dem Zweiten Weltkrieg aufzuräumen. Die DDR habe alles getan, um Hass und Zwietracht aus den Beziehungen zwischen beiden Staaten zu verbannen.
Krenz zufolge kann die friedliche Existenz des deutschen Volkes auf Dauer nicht gesichert werden, ohne ein aufrichtiges Verhältnis zu Russland herzustellen.
Die Sowjetunion sei ein Faktor für den Frieden gewesen. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion sei es in den 1990er Jahren wieder zu zahlreichen Kriegen gekommen. Das Ende der UdSSR sei in vielerlei Hinsicht die Ursache für das Chaos in der Welt heute.
Nach dem Zweiten Weltkrieg sei es das Ziel der UdSSR gewesen, ein einheitliches Deutschland, allerdings ohne Nazis, als Friedensstaat zu schaffen. Die Völker der Sowjetunion hätten ein neues, positives Verhältnis zu den Deutschen geschaffen. Das habe auch die problematische Politik mancher späterer russischer Anführer nicht ändern können. Gorbatschow etwa beschuldigte er damit, eine Politik der Aufgabe der DDR zu betreiben.
Krenz sei erschrocken über die aktuelle deutsche Regierung, die das in der DDR-Zeit Erreichte zerstöre. Zudem handle Berlin mit seiner antirusssischen Orientierung eigentlich gegen die nationalen deutschen Interessen.
Die jetzige Debatte zur deutschen Geschichte sei sehr einseitig, da die BRD nur mit guten Sachen, die DDR dagegen nur mit schlechten in Verbindung gebracht werde. Die wahren Hintergründe der Spaltung Deutschlands, die vom Westen ausgegangen sei, würden verschwiegen werden.
Die DDR hinterlasse nachfolgenden Generationen die Hoffnung auf eine Gesellschaft ohne kapitalistische Ausbeutung.