CLASH #21 - Meuterei auf dem Boot

Dieser Clash lässt David und Goliath aufeinander los: Schauspieler vs. Bavaria. Wie die größte deutsche Produktionsfirma mit ihren Darstellern umgeht. Das Ensemble der erfolgreichsten Filmserie Deutschlands "Das Boot" kämpft um seinen Anteil an dem finanziellen Welterfolg.

Was hat „Das Boot“ (1981) nicht alles für Rekorde gebrochen? Der bis dahin teuerste deutsche Film war Vieles, nur bescheiden war er mitnichten. Wer wenig davon hatte, war die Besetzung – oder passender: die „Besatzung“.

Als man 1981 den Mehrteiler im Fernsehen zeigte, hatte man keine Vorstellung davon, dass „Das Boot“ zu einer Marke avancieren würde, die seither mit Abstand die erfolgreichste deutsche Filmreihe ist.

Die Bavaria Film, damals angeführt von Günter Rohrbach, hatte bereits von Beginn an große Ziele. „Das Boot“ sollte für den Weltmarkt gemacht werden, hieß es. Nachdem eine internationale Produktion desselben Stoffes auf deutschem Boden kurz vor Beginn der Dreharbeiten gescheitert war, bediente man sich kurzerhand der aufwendigen Modelle, die bereits vorhanden waren, und setzte das Filmvorhaben selbst um.

Hand und Fuß hatte das Projekt: eine Crew, wie man sie sich nur wünschen kann, mit Starregisseur Wolfgang Petersen, Kamera-Virtuose Jost Vacano, dem hochdekorierten Produktionsdesigner Rolf Zehetbauer und einer Cast, die sich liest, wie das spätere Who-Is-Who der deutschsprachigen Film- und Fernsehlandschaft: Jürgen Prochnow, Otto Sander, Günter Lamprecht, Jan Fedder, Herbert Grönemeyer, Uwe Ochsenknecht, Ralf Richter, Klaus Wennemann, Martin Semmelrogge, Heinz Hönig und Claude-Oliver Rudolph.

25 Millionen D-Mark kostete der Film; teurer war bis dahin keiner. Eingespielt hat die Filmserie seither weit mehr, als man erwartet hatte. Die Schätzungen darüber liegen weit auseinander.

Jost Vacano, Kameramann für Blockbuster wie die Unendliche Geschichte (1984) oder RoboCop (1987), war der Erste, der nach einer Novelle des Urheberrechts Anfang der 2000er sein Recht zu erstreiten suchte. Der Fall ist seither in mehreren Instanzen gewonnen worden, ist aber nach wie vor nicht abgeschlossen, und wird zur Zeit vom Bundesgerichtshof geprüft.

Auch die eingangs erwähnten Kulissen wurden 2008 zum Gegenstand eines Lizenzstreits. „Das Boot“ ist seit dem Welterfolg das Herzstück der Bavaria Filmstadt in München. Die Buchheim-Stiftung, die seit dem Tod des Autors der Buchvorlage Rechte an den Kulissen in der Bavaria Filmstadt hält, verhandelte nach, und verbot der Bavaria kurzzeitig die Nutzung im Rahmen der Bavaria Filmtour. Die Schauspieler sind also nicht die Einzigen, die sich als „schlecht weggekommen“ betrachten.

Heute stehen wir vor der Veröffentlichung der Neuauflage von „Das Boot“, also einer neuen Serie mit einer neuen Crew, während die alte weiter auf eine Neubemessung ihrer Gagen pocht.