Mehr als 1,2 Millionen Opfer bzw. rund 28 Prozent der damaligen Bevölkerung verlor Serbien während des Ersten Weltkrieges. Mehr als 845.000 Zivilisten starben in den Jahren zwischen 1914 und 1918. Rund 400.000 serbische Soldaten fielen in den vier Jahren. Neben Österreich-Ungarn gehörte unter anderem auch das Deutsche Reich zu den Mittelmächten, gegen die Serbien mit enormen Verlusten gekämpft und schließlich gewonnen hatte. Das kleine Balkan-Land bezahlte im Ersten Weltkrieg aber einen hohen Preis für seine Freiheit.
Kurz vor dem 11. November, dem Tag des Gedenkens an den Waffenstillstand von 1918, rührte Jürgen Klopp, der Trainer des englischen Fußballklubs Liverpool, ganz Serbien mit einer einfachen Geste. Während des Champions-League-Spiels seiner Mannschaft gegen Crvena Zvezda in Belgrad trug der Deutsche einen Anstecker an seiner Jacke - die serbische Pheonix-Blume. Sie symbolisiert die großen Opfer Serbiens im Ersten Weltkrieg.
Der europäische Fußballverband UEFA hatte laut serbischen Medien dem Gastgeber-Verband erst kurz vor dem Spiel das Tragen des Symbols gestattet. Auch der Gast aus der Premier League beteiligte sich. Mit seinem Team lief Klopp mit der Pheonix-Blume aufs Spielfeld. Die serbische Öffentlichkeit wertete die Geste des Liverpool-Managers als großen Respekt vor serbischen Opfern und zeigte sich sehr gerührt.
Sowohl in den Medien als auch in den sozialen Netzwerken löste Klopps Schritt eine Welle der Begeisterung und Dankbarkeit aus.
Ein Twitter-Nutzer kommentierte seine Geste mit den Worten: "Liverpool-Trainer Jürgen Klopp, als Deutscher, trug gestern die Phoenix-Blume zum Gedenken an die serbischen Opfer des Ersten Weltkrieges. Chapeau!"
Aus der sportlichen Sicht endete für Klopp und den FC Liverpool die Reise nach Serbien mit einer Enttäuschung. Beim Tabellenletzten Roter Stern kassierten die Reds die zweite Niederlage in der Gruppenphase. Dennoch hat der Klub aus der Premier League noch alle Chancen auf den Einzug in die K. o.-Runde. Milan Pavkov erzielte in der 22. und 29. Minute die Treffer für die Gastgeber.
Schon zuvor sorgte Klopp für lobende Worte der Fußball-Fans, als er entschied, ohne Xherdan Shaqiri nach Belgrad zu kommen. Der Schweizer, der kosovo-albanische Eltern hat, hatte bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland die serbischen Fans provoziert. Bei einem Torjubel hatte er die Geste des Doppeladlers gezeigt, der aus der Sicht der Serben die Flagge Großalbaniens symbolisiert. Belgrad erkennt das nun großteils albanisch bevölkerte Kosovo, das 2008 seine Unabhängigkeit von Serbien einseitig erklärt hatte, immer noch nicht an.
"Wir haben zwar keine Ahnung, was passieren würde, aber wir wollen dort hinfahren und uns zu 100 Prozent auf Fußball konzentrieren", begründete Klopp seinen Schritt. Er betonte, Liverpool habe keinerlei politische Botschaft. Man wolle "alle Ablenkungen vermeiden" in dem Wettbewerb, "der für den Fußball und nur für den Fußball wichtig ist".
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