Beeinflusst die Zuwanderung den demografischen Wandel, und greift die Familienpolitik? Immer wenn das Statistische Bundesamt in Wiesbaden neue Zahlen veröffentlicht, schauen Politiker und Wissenschaftler genau hin. Nach den am Freitag veröffentlichten vorläufigen Ergebnissen ist die Zahl der Geburten 2017 im Vergleich zum Vorjahr minimal um 7.000 Neugeborene (0,9 Prozent) auf 785.000 lebend geborene Kinder zurückgegangen. Schlüsse kann man aus Sicht der Statistiker daraus aber noch nicht ziehen.
Denn Angaben wie das Alter der Mütter und die Staatsangehörigkeit fehlen noch. Die endgültigen und nach verschiedenen Faktoren aufgeschlüsselten Daten sollen erst im September vorliegen. "Aus den Zahlen kann man noch gar nichts ableiten", warnt daher auch die Expertin Anja Conradi-Freundschuh vom Statistischen Bundesamt.
2016 freute sich Deutschland mit 792.131 lebend geborenen Kindern und einem Plus von 54.556 Kindern im Vergleich zu 2015 über einen kleinen "Babyboom". Mehr Kinder kamen zuletzt 1997 mit 812.173 Geburten auf die Welt. Da die Zahl seit 2012 kontinuierlich steigt, sprachen Experten bereits von einer Trendwende bei Geburten.
Deutschland sei inzwischen ein kinderfreundliches Land - ob durch die gute Wirtschaftslage, die Familienpolitik oder schlicht Wickeltische in Restaurants und Museen. Ein anderer Grund sei der gewachsene Anteil der in Deutschland lebenden Migrantinnen, die im Schnitt mehr Kinder bekommen als Frauen ohne Migrationshintergrund.
Der Geburtenrückgang 2017 sei nur minimal, sagte jetzt die Statistikerin Conradi-Freundschuh. Zudem sei das Boom-Jahr 2016 ein Schaltjahr gewesen. Das mache rund 2.000 Kinder mehr aus, die im Schnitt pro Tag in Deutschland geboren werden.
Trotz aller Euphorie über das Mehr an Geburten - Deutschland befindet sich weiterhin im demografischen Wandel. Wie ununterbrochen seit 1972 starben auch 2017 mehr Menschen als Kinder geboren werden: Laut Statistik stieg die Zahl der Sterbefälle um 2,4 Prozent auf 933.000 Tote gegenüber dem Vorjahr.
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Damit lag die Differenz zwischen Geburten und Sterbefällen bei etwa 147.000 Menschen. In 2016 betrug der Überschuss an Gestorbenen 119.000 Menschen, 2015 waren es 188.000. Im Bundesländervergleich weisen einzig zwei Großstädte ein Plus aus: In Berlin kamen im vergangenen Jahr 5.893 Menschen mehr auf die Welt als starben, in Hamburg waren es 3.536.
Wie bei den Geburten gab es auch bei den Eheschließungen im vorigen Jahr 2017 wenig Veränderung: Rund 407.000 Paare traten nach Angaben der Statistiker vor die Standesbeamten, das waren 3.000 Hochzeiten weniger als im Jahr zuvor, ein Minus von 0,7 Prozent.
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(RT deutsch/dpa)