"Wir haben es Euch gesagt, dass das passieren würde, und es ist passiert", kommentiert Tyler O'Neil auf dem konservativen US-amerikanischen Blogportal PJ Media einen Eklat, der sich jüngst im Rahmen des sogenannten "Pride"-Marsches der "LGBT+ Community" durch London ereignet hatte.
Am vergangenen Samstag hatte über eine Weile hinweg eine nach eigenen Angaben feministische Lesbengruppe den CSD-Umzug angeführt. Sie führte ein Transparent mit, auf dem stand: "Transaktivismus radiert Lesben aus!" Die Gruppe, die dafür verantwortlich ist, nennt sich "Get The L Out" und bezieht sich dabei auf jenen Buchstaben, der im Akronym "LGBT" für "lesbisch" steht.
Allerdings scheinen die Aktivistinnen eine andere Lösung einer Entfernung des "L" vorzuziehen, nämlich einen Ausschluss von Transsexuellen aus dem LGBT-Spektrum. Wie das Portal Queerberichtet, verteilten die - metaphorischen - Kampf-Lesben nämlich auch Faltblätter, die sich gegen die Zugehörigkeit von Transfrauen zur genannten Community wenden.
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In die Debatte um diese "transphobe" Mikroaggression hat sich mittlerweile sogar Londons Bürgermeister Sadiq Khan eingeschaltet: Beim CSD gehe es darum, "die Unterschiede ebenso zu feiern wie Londons tolle LGBT+-Community". Es gehe zudem darum, Menschen rund um den Globus zu zeigen, dass man in unserer großartigen Stadt frei sein kann, alles zu tun, was man will, und zu lieben, wen man will." Nur eine "winzige Minderheit" sei es, die dies nicht billige. Aber er könne allen Betroffenen auch versichern: "Transphobie ist nie akzeptabel."
Veranstalter bemühen sich mehrfach um Ausrede
Auch die Veranstalter des Aufmarsches von der Vereinigung "Pride in London" zeigten sich peinlich berührt und distanzierten sich von der umstrittenen Lesbengruppe. "Ihr Verhalten war schockierend und widerlich", hieß es in einem Statement. "Leider konnten wir sie nicht als Gruppe ausschließen, da ihr Protest keine Straftat darstellte."
Die Ausrichter gaben im Zusammenhang mit dem öffentlichen Aufsehen um das - offenbar nicht nur von den direkt darauf Angesprochenen als übergriffig wahrgenommene Plakat - auch noch weitere Rechtfertigungen dafür an, dass sie den Auftritt nicht unterbunden hätten. So wollte man, während dem jüngsten "Pride Matters"-Bericht zufolge 78 Prozent der Teilnehmer den Umzug als Feier betrachteten, auch jenen 24 Prozent Raum geben, die ihn als Plattform für Protest ansahen.
In einer anderen Erklärung hieß es, auf Grund des "heißen Wetters" und daraus resultierender Sorge um die Sicherheit der Teilnehmer habe man "Get the L Out" die Mitwirkung erlaubt. Man "unterstütze" die Gruppe nicht, habe die Lesben aber auch nicht verurteilen wollen. Man hoffe jedoch, in Anbetracht von 30.000 Marschierenden, die mit ihren Botschaften am Tag des Events präsent gewesen wären, hätten die "Handlungen einer sehr kleinen Gruppe" diese nicht überschattet.
Die Aktivistinnen von "Get the L Out" wiederum haben überhaupt kein Verständnis für die Empörung und die Distanzierungen, sondern fühlen sich mit ihrer Position auch in dieser Schärfe im Recht.
Ihrer Meinung nach sei sogenannter Transgender-Aktivismus bereits als solcher im Kern "frauenfeindlich", kultiviere eine "Vergewaltigungskultur" und mainstreame medizinische Behandlungsformen wie die Konversionstherapie - das sogar in subtiler Weise.
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"Get the L Out" zufolge fördere "Transpolitik", so schreibt die Gruppe auf ihrer Webseite, die
soziale Umwandlung von Lesben, ermuntert sie dazu, sich als heterosexuelle Männer zu präsentieren und auf diese Weise die Vortäuschung von Heterosexualität dem Lesbentum zu bevorzugen – das ist nichts anderes als eine Art von Konversionstherapie.
"Transgenderismus zerstört homosexuelle Identität"
Im Grunde sei Transgenderismus demnach nichts Geringeres als eine Bemühung, homosexuelle Identität zu zerstören, indem man Lesben dazu bringe, sich erst als Männer zu "identifizieren" und diese nach Abschluss der "Umwandlung" - vorausgesetzt, sie fühlen sich dann immer noch zu Frauen hingezogen - wieder zu Heterosexuellen zu machen.
Dabei, so warnt die Lesbengruppe, Transgender-Politik fördere "frauenfeindlichen medizinischen Missbrauch" gegenüber Lesben, denn sie betreibe
medizinische Geschlechtsumwandlungen von Lesben und verordne vollständig gesunden Körpern schädliche Präparate (unerprobte Hormonblocker, Lupron etc.) ebenso wie unnötige medizinische Behandlungen.
Tatsächlich hat es bereits mehrfach Berichte über Fälle gegeben, in denen eine vorschnelle medizinische Konfrontation von Unsicherheiten bezüglich der eigenen Geschlechtsidentität bei Betroffenen schwerwiegende Folgen nach sich gezogen hatte - insbesondere dann, wenn diese später von ihren Vorstellungen über ihre tatsächliche geschlechtliche Zugehörigkeit wieder abgerückt wären. Während über langfristige physische und psychische Folgen noch nicht viel bekannt ist, gibt es beispielsweise Hinweise darauf, dass Testosteron-Behandlungen für biologische Frauen in erheblicher Weise das Risiko begünstigen, später an Eierstockzysten zu erkranken.
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"Get the L Out" wirft Transgender-Aktivisten allerdings auch vor, eine "neue Facette zur Vergewaltigungskultur und Zwangs-Heterosexualität" beizusteuern. Das, weil diese
das Recht heterosexueller Männer, die sich als Frauen und Lesben 'identifizieren' (obwohl die meisten von ihnen immer noch ihre männlichen Genitalien beibehalten), über das Recht von Lesben stellen, ihre Sexualpartner zu wählen. Diese neue 'queere' LGBT-Politik zwingt Lesben deshalb, den Penis als ein weibliches Organ zu akzeptieren und fördert den heterosexuellen Verkehr zwischen Mann und Frau als eine Form von lesbischem Sex.
Skylla und Charybdis: Entweder nicht lesbisch oder transphob
Dies liege daran, dass eine Präferenz biologischer Frauen über "Transfrauen" oder von biologischen Männern gegenüber "Transmännern" als Form von "Transphobie" stigmatisiert werde. Transaktivismus und "queere" LGBT-Politik seien, so "Get the L Out", eine "als Fortschritt verkleidete, bösartige Form von Lesbophobie". Und in der Tat steht das "L" im LGBT nach deren Auffassung in einem unauflöslichen Widerspruch zum "T", denn: Vollzieht eine lesbische Frau geschlechtlichen Verkehr mit einer "Transfrau", die jedoch immer noch mit allen männlichen Geschlechtsmerkmalen ausgestattet sei, dann ist sie nach dieser Lesart heterosexuell. Verweigert sie diesen jedoch aus demselben Grund, sei sie "transphob".
Die Kontroverse scheint den in westlichen Ländern zuletzt immer bedeutender werdenden intersektionalen Narrativen ihre Grenzen aufzuzeigen. Diese stellen - meist in politisch linken, teilweise aber auch in rechtsnationalistischen Kontexten - eine bedeutende Grundlage heutiger Identitätspolitik dar. Sie gehen davon aus, dass Personen aufgrund verschiedener zusammenwirkender Persönlichkeitsmerkmale Opfer von "Diskriminierung" werden können und auf Grund dessen möglicherweise gar aus mehreren Gründen moralisch gerechtfertigt seien, gegen ihre vermeintlichen "Unterdrücker" aufzubegehren - deren Interessen demgegenüber unbeachtlich wären, weil diese sich ja entsprechend in "rassistischen", "sexistischen", "kulturalistischen" oder welchen angeblichen Stereotypen auch immer gründeten.
Während Feminismus beispielsweise nun nach der "Überwindung der Geschlechterstereotypen" rufe, ermuntere der Transgenderismus demgegenüber geradewegs dazu, sich mit diesen zu identifizieren - allerdings mit jenen, die dem jeweils anderen Geschlecht zugeordnet sind.
Während "Get the L Out" die Forderung nach "stärkeren geschlechtsbasierten Schutzmechanismen für Frauen und Mädchen" erhebt und diesen das Recht auf "abgeschlossene Räume ohne Männer unabhängig von deren 'Identität'" zubilligen möchte, streitet der Transgenderismus für das Recht biologischer Männer, freien Zutritt zu Toiletten und Umkleidekabinen ihrer Wahl zu erlangen.