Ich finde es sehr interessant, Untreue zu untersuchen, weil in den USA die Untreue zwar fast einhellig verurteilt wird, aber ein beachtlicher Prozentsatz von Personen, unter verheirateten US-Paaren sind es etwa 15 bis 20 Prozent, tatsächlich fremdgeht", erklärte die Autorin der Studie, Dana Weiser, eine Assistenzprofessorin an der Technischen Universität von Texas.
Weiser hatte im Vorfeld ähnliche Untersuchungen zu dem Themenkomplex ausgewertet: "Es gibt eine Menge an Forschung darüber, wie Familienerfahrungen die Beziehungen und das sexuelle Verhalten von Individuen beeinflussen, und ich war neugierig, ob Untreue auch von Familienerfahrungen beeinflusst würde."
Die dreiteilige Studie, an der insgesamt 1.254 Teilnehmer teilnahmen, ergab, dass Untreue aufseiten der Eltern mit einer höheren Neigung bei deren Nachkommen verbunden war, sich selbst an Akten der Untreue zu beteiligen. Mit anderen Worten: Bei Kindern, die dachten, dass ihre Eltern einander untreu waren, war die Wahrscheinlichkeit, dass diese ihre Partner in ihren eigenen späteren Beziehungen betrügen, wesentlich höher.
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Kein Automatismus, aber ein möglicher Risikofaktor
"Die Erfahrung einer elterlichen Untreue bedeutet nicht, dass ein Individuum dazu verdammt ist, selbst Untreue zu üben", relativiert Weiser. Es gibt viele andere Faktoren, wie z. B. die Zufriedenheit in der Beziehung, die eine äußerst wichtige Rolle bezüglich der Vorhersage von Untreue spielen. Das bedeutet, dass die Pflege von Beziehungen und eine qualitativ hochwertige Kommunikation die Wahrscheinlichkeit von Untreue in der eigenen Beziehung erheblich verringern werden.
"Es gibt noch viele Fragen, die beantwortet werden müssen; insbesondere: Warum gibt es diese Verbindung zwischen elterlicher Untreue und der eigenen Untreue?", betont Weiser.
Meine Arbeiten legen nahe, dass Sozialisierung zumindest eine teilweise Erklärung ist. Es muss noch mehr getan werden, um biologische, psychologische und kontextuelle Faktoren zu bewerten, die diesen Zusammenhang erklären.
Familiäre Botschaften als unterbewusster Einflussfaktor
Zuvor ging die Forschung davon aus, dass elterliche Untreue keinen signifikanten Einfluss auf die Fähigkeit der Nachkommen hätte, auf die eigenen romantischen Beziehungen zu vertrauen und sich dafür kompetent zu fühlen. Aber die Forscher unter der Leitung Dana Weisers fanden nun Beweise dafür, dass familiäre Botschaften über Untreue eine Rolle spielten.
Unsere Forschung deutet darauf hin, dass elterliche Untreue einprägsame Botschaften an die Nachkommen bezüglich einer größeren Akzeptanz von Untreue sendet, und diese Kommunikation wird verinnerlicht und prägt die Überzeugungssysteme der Nachkommen", schrieben Weiser und ihre Kollegen in der Studie.
Die Studie "Exploring intergenerational patterns of infidelity" wurde von Daniel Weigel mitverfasst.