Russlands Außenministerium erhebt einen schwerwiegenden Zensurvorwurf gegen die italienische Presse. Im Mittelpunkt der Empörung steht die Zeitung Corriere della Sera. In einem in der Nacht zum Donnerstag veröffentlichten Kommentar legt die Behörde in Moskau den Hergang des Eklats dar.
Demnach wollte das russische Außenministerium versuchen, dem in den letzten Monaten stark zugenommenen "Strom von Lügen über Russland" in der italienischen Presse Einhalt zu gebieten. Zu diesem Zweck schlug die diplomatische Behörde dem Blatt Corriere della Sera ein exklusives Interview mit Sergei Lawrow vor. Die Redaktion einer der führenden Zeitungen des EU- und NATO-Landes willigte "enthusiastisch" ein. Kurz darauf bekam das Außenministerium "umfangreiche" Fragen für das Interview. Auf jede davon gab der Ressortchef eine "erschöpfende" Antwort. Der Text war schnell veröffentlichungsbereit. Die Zeitung weigerte sich aber, die Antworten von Lawrow auf ihre eigenen Fragen zu veröffentlichen.
In seinem Kommentar zu dieser Situation gibt das Außenministerium in Moskau die Erklärung der Corriere della Sera wieder:
"Uns wurde 'erklärt', dass Lawrows Worte 'viele umstrittene Behauptungen' enthielten, die Faktenüberprüfungen oder zusätzliche Erläuterungen erforderten. Ihre Publikation hätte den vernünftigen Umfang gesprengt."
Als Ausweg schlug die diplomatische Behörde in Moskau der Redaktion vor, in der Zeitung eine gekürzte Fassung und auf der Website die volle Fassung des Interviews erscheinen zu lassen. Darauf folgte ein abschlägiger Bescheid.
In diesem Verhalten des Blattes sehen die russischen Diplomaten eine "krasse Zensur" und verweisen dabei auf die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, wonach auch das italienische Volk das Recht auf Zugang zu Informationen habe. Anschließend teilt das Ministerium zwei Links, die zum vollen Text des Interviews von Lawrow auf Russisch und zur russischen Übersetzung der von der Zeitung redigierten Fassung führen. Dabei stellt das Außenministerium fest:
"Die Redaktion merzte alle für das offizielle Rom unangenehmen Punkte bewusst aus."
Dies sei ein anschauliches Beispiel, wie man die italienischen Bürger bewusst irreführe und wie man ihnen objektive Informationen vorenthalte, resümiert das Ministerium.
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