Konstantin Ganitsch, einer der größten Krypto-Investoren der Ukraine, ist tot. Wie zahlreiche Medien unter Verweis auf die ukrainische Polizei übereinstimmend berichteten, wurde der auch unter seinem Spitznamen Kostja Kudo bekannte Unternehmer am 11. Oktober mit einer Schusswunde im Kopf in seinem Lamborghini Urus im Kiewer Stadtbezirk Obolon aufgefunden. Neben Ganitschs Leiche lag seine Pistole, die er vom Leiter des ukrainischen Militärgeheimdienstes GUR, Kirill Budanow, als Auszeichnung erhalten hatte.
Die ukrainische Polizei hat ein Strafverfahren wegen Mordverdachts und eine vorgerichtliche Untersuchung eingeleitet. Die Ermittler gehen vorläufig von einem Selbstmord aus. In der Meldung der Polizei heißt es dazu:
"Vor seinem Tod berichtete der Mann seinen Nächsten von seinem niedergeschlagenen Zustand wegen finanzieller Schwierigkeiten und schickte ihnen eine Abschiedsmeldung."
Einige Krypto-Investoren, die vom ukrainischen Nachrichtenportal Strana befragt wurden, schließen die Richtigkeit der Selbstmord-Version nicht aus. Ein ungenannter Gesprächspartner erklärte gegenüber Strana:
"Kudo betrieb Trading und verwaltete große Gelder von anderen Kunden. Gestern konnte er vor dem Hintergrund eines globalen Absturzes der Kryptowährung in eine schwierige finanzielle Lage geraten sein und sich für ein Jahrzehnt verschuldet haben."
Ein anderer von Strana befragter anonymer Krypto-Investor zog dagegen die offizielle Version in Zweifel:
"Wenn sich Krypto-Unternehmer nach jedem Marktabsturz erschießen würden, lägen sie alle schon längst unter der Erde. Alle wissen, dass Kryptowährungen jederzeit rapide an Wert verlieren, und dann ebenso rapide an Wert gewinnen können."
Der Gesprächspartner von Strana vermutete:
"Wahrscheinlicher sind andere Versionen: Mord wegen Schulden, wegen Scam-Token-Werbung oder aus anderen Gründen, der als Selbstmord getarnt wurde. Ein Selbstmord aus anderen Gründen als dem Krypto-Absturz oder Mord oder Selbstmord wegen Erpressung durch Kriminelle oder Sicherheitsbehörden. Leider werden Krypto-Investoren seit Kurzem weltweit immer öfter ermordet oder entführt. Auch in Kiew gab es solche Fälle."
Parallel dazu berichteten Ganitschs Bekannte gegenüber Strana, dass der Tote von den ukrainischen Sicherheitsbehörden erpresst worden sei, die einen Anteil an seinen Einkünften gefordert hätten.
Der russische Nachrichtenkanal Mash berichtete seinerseits, dass Ganitsch mit dem ukrainischen Militärnachrichtendienst GUR zusammengearbeitet und Millionenbeträge an das ukrainische Militär gespendet hätte. Der Unternehmer habe Vermögen in einem Gesamtwert von etwa 65 Millionen US-Dollar verwaltet, von denen zehn Millionen GUR gehörten. In einem Interview, dessen Ausschnitt von Mash veröffentlicht wurde, behauptete Ganitsch, etwa 1,3 Millionen US-Dollar wegen eines "unverlässlichen Partners" verloren und daraufhin zahlreiche Drohungen erhalten zu haben.
Der zum Zeitpunkt seines Todes 32-jährige Ganitsch war Gründer und Geschäftsführer der "Assoziation der Trader der Ukraine". Er besaß zudem den im kriegsführenden Land einzigen Pkw der Marke Ferrari 296 B im Wert von etwa 15 Millionen Griwna (umgerechnet über 310.000 Euro).
Zuvor hatten in der Nacht auf den 11. Oktober die Aktien der größten US-Unternehmen und Kryptowährungen einen rapiden Wertverlust verzeichnet, nachdem US-Präsident Donald Trump neue Zölle gegen China angekündigt hatte. Der US-Aktienmarkt verlor dabei 1,65 Billionen US‑Dollar und der Markt für Kryptowährungen zehn Milliarden US-Dollar, was zu einem Rekordwert in der Geschichte wurde.
Mehr zum Thema – Droht der Ukraine im kommenden Jahr ein Haushaltsloch von 80 Milliarden Dollar?