Im Jahr 2012 provozierten Mitglieder der Musikgruppe "Pussy Riot" mit einer nackten Performance in der Moskauer Christ-Erlöser-Kirche. Nach ihrer Verurteilung wegen Hausfriedensbruch und Rowdytums wurde Russland Intoleranz und die "brutale Verfolgung" von Künstlern vorgeworfen. Nun sieht sich die katholische Erzdiözese in New York von einem Sakrileg bedroht:
Der Pfarrer der St. Patrick's Cathedral in New York war äußerst aufgebracht, nachdem die Teilnehmer einer Trauerfeier für einen Transsexuellen diesen in der Kirche als "Mutter aller Huren" gefeiert hatten. Der Gottesdienst fand am Donnerstag statt, zehn Tage nach dem Tod des in Argentinien geborenen Transsexuellen Cecilia Gentili. Gentili war im Alter von 52 Jahren in Brooklyn gestorben. Nach Angaben der Organisatoren wurde die Feier in der Kathedrale von 1.400 Trauergästen besucht.
In einer am Samstag veröffentlichten Erklärung teilte die New Yorker Erzdiözese mit, die Kirche sei nicht über Gentilis Hintergrund informiert worden, und verurteilte das "skandalöse Verhalten" der Gäste bei der Beerdigung. "Die Kathedrale wusste nur, dass Familie und Freunde um eine Beerdigungsmesse für einen Katholiken baten, und hatte keine Ahnung, dass unser Empfang und unser Gebet auf solch eine frevelhafte und trügerische Weise entwürdigt würden."
In einer weiteren Stellungnahme erklärte die Kirche, sie habe kein Problem mit Gentilis Identität. Sie wehre sich jedoch entschieden gegen das Verhalten einiger, "die Kommentare wie 'die Mutter aller Huren'" machten oder den Text des Ave-Maria in "Ave Cecilia" änderten. Gentili war als überzeugter Atheist bekannt und wurde von der Times als "leidenschaftlicher Verteidiger von Transgender-Personen und Sexarbeitern und mächtiger Lobbyist für die Gesetzgebung – sowie als Autor und als unzüchtiger, schriller Darsteller" beschrieben.
Im Jahr 2022 veröffentlichte er ein Buch mit dem Titel "Faltas: Briefe an jeden in meiner Heimatstadt, der nicht mein Vergewaltiger ist", das laut Klappentext "ein reichhaltiges und bewegendes Memoirenbuch über Transgender-Kindheit, sexuelles Trauma, Mutterschaft und ein junges queeres Leben im Argentinien der 1970er-Jahre" ist.
Als Reaktion auf die Vorwürfe der Kirche erklärten Gentilis Freunde, dass die Teilnehmer "kostbares Leben und radikale Freude in die Kathedrale brachten, in einem historischen Akt der Verachtung gegenüber der Heuchelei und des Anti-Trans-Hasses der Kirche". Der Beerdigungsgottesdienst spiegele "die Liebe, die sie für ihre Gemeinschaft hatte, [wider und sei] ein Zeugnis der Auswirkungen ihres unermüdlichen Einsatzes". "Gentilis Trauerfeier wird in die Geschichte eingehen als radikaler Akt der Liebe und der Trauer um die revolutionäre Heilige in unserer Gemeinschaft", teilten die Organisatoren auf der Plattform X mit.
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