Rund viereinhalb Jahre ist es mittlerweile her, dass Jeffrey Epstein, selbsternannter Entrepreneur und nachweislicher Sexual- und Missbrauchstäter von jungen Mädchen und Frauen, in seiner Zelle in einem New Yorker Gefängnis leblos aufgefunden wurde. Sein Tod wurde unmittelbar durch US-Medien und Politik als Selbstmord eingestuft. Die aufgrund zahlreicher offensichtlicher Begleitumstände aufgeworfene Frage, ob sich der verurteilte Sexualstraftäter selbst das Leben genommen hat oder nicht, wird weiterhin kontrovers diskutiert. Aktuell interviewte die US-Moderatorin Megyn Kelly Jeffreys Bruder Mark Epstein, der im Rahmen der Aufzeichnung ein bisher unbekanntes Autopsiefoto präsentierte, "das Zweifel an der Behauptung aufkommen lässt, Jeffrey habe sich selbst erhängt", so die Moderatorin auf ihrer Webseite.
Jeffrey Epstein wurde am 10. August 2019 in seiner Gefängniszelle im Metropolitan Correctional Center in New York City tot aufgefunden. Er war im Juli 2019 unter dem Vorwurf des Sexhandels und der Verschwörung verhaftet und inhaftiert worden. Auffälligkeiten in den anschließenden Ermittlungen sorgten vor, während und nach dem tödlichen Ereignis für reichhaltige Spekulationen. Mark Epstein war während der Live-Aufzeichnung nur mittels eines Fotos zu sehen, gab dabei Antworten zu gestellten Fragen. In Minute sieben der Aufzeichnung wird dann das diskutierte Foto seines Bruders eingeblendet:
Das Bild zeigt im Seitenprofil eine große rote Narbe in der Mitte des Halses des verstorbenen Pädophilen, die laut seinem Bruder nicht mit den ihm bekannten Berichten der Behörden übereinstimmt, wonach sich Jeffrey in seiner Gefängniszelle eigenhändig erhängt haben soll. Mark Epstein legte seine Zweifel umfassend dar. Wenn Jeffrey Epstein, wie berichtet, an der oberen Koje hängend aufgefunden worden wäre, hätten die Fesselspuren unter seinem Kinn und hinter seinen Ohren verlaufen müssen, so sein Bruder im Gespräch. Epstein führte weiter aus:
"Auf dem Bild sieht man, dass die Fesselspuren an seinem Hals eher in der Mitte seines Halses liegen und irgendwie gerade nach hinten verlaufen. Bei einer Erhängung gehen sie vorne am Hals weit nach oben, weil man in die Schlinge hineinsinkt."
Jeffrey Epsteins Tod wurde vom beauftragten Gerichtsmediziner unmittelbar als Selbstmord eingestuft und von den Medien entsprechend kolportiert. Ein von Epsteins Familie beauftragter Arzt, der bei der Autopsie anwesend war, behauptete demgegenüber, dass einige der Beweise, darunter mehrere Genickbrüche, eher darauf hindeuten, dass er ermordet wurde.
Zweifel an den offiziellen Erkenntnissen und daraus resultierende Diskussionen in den sozialen Medien sorgten für medial betitelte "Verschwörungsmythen", dass Epstein bewusst getötet wurde, um eine mögliche Aufdeckung der reichen und politisch mächtigen Personen auf seiner Kundenliste zu verhindern. Zuvor versiegelte Gerichtsdokumente aus einem Fall, in den eines der mutmaßlichen Opfer des Pädophilen verwickelt war, wurden im vergangenen Monat veröffentlicht, enthielten aber keine der erhofften bahnbrechenden Informationen, die interessierte Beobachter erwartet hatten.
Mark Epstein mutmaßt weiterhin, dass ein anderer Mitinsasse in dem Teil des Gefängnisses, in dem sein Bruder festgehalten wurde, für den Tod verantwortlich sei. Die installierte Überwachungskamera in diesem Trakt funktionierte jedoch genau in der Nacht von Epsteins Tod nicht. Die Behörden weigern sich zudem beharrlich, die Aufnahmen einer Kamera außerhalb des Trakts zu veröffentlichen oder die Identität der anderen Insassen preiszugeben. Laut dem vorläufigen 128-seitigen Abschlussdokument der Ermittlungen waren keinerlei Auffälligkeiten vorzufinden, die gegen die Behauptung eines Selbstmordes sprechen würden.
Der auf der Webseite von Kelly hinterlegte Artikel zur Sendung erinnert allerdings daran, dass der im letzten Sommer veröffentlichte Bericht der Generalinspektion des Justizministeriums eine Reihe von mehr als auffälligen Ereignissen im Metropolitan Correctional Gefängnis auflistete, darunter "fehlerhafte Kameras, personelle Unterbesetzung, strukturelle Probleme, gefälschte Dokumente und vieles mehr".
Der Bruder erzählte in dem Interview, dass "alles, was ich auf meine Fragen zur Antwort bekam, war: 'Nach einer gründlichen Untersuchung haben wir festgestellt, dass es ein Selbstmord war'", so Mark Epstein. "Das war die Antwort, die ich auf jede Frage erhielt." Darüber hinaus führte er aus, dass sich weitere Fragen zu einem anderen Autopsiefoto der Beine seines Bruders stellen würden, "das entgegen den offiziellen Behauptungen über seine Körperposition keine Färbungsspuren aufwies":
"Wenn er sich so aufgehängt hätte, wie sie es behauptet haben, gäbe es Beweise für Färbungen an seinen Beinen und seinem Gesäß."
In dem Bericht des Justizministeriums wird beschrieben, wie Jeffrey erhängt aufgefunden wurde. Mark Epstein führt aus:
"Sie behaupten, dass er in einer sitzenden Position war, mit ausgestreckten Beinen vor sich, und er hing an dem Ding um seinen Hals von der obersten Koje der Stockbetten. Sein Gesäß befand sich etwa einen oder anderthalb Zentimeter über dem Boden."
Der Bruder erläutert weiter im Gespräch:
"Das stimmt nicht mit den Markierungen auf dem Foto überein. Wenn man sich das Foto anschaut [...] die Markierung für die Fesselung befindet sich eher in der Mitte seines Halses und geht irgendwie gerade nach hinten [...] Bei einer Hinrichtung durch Erhängen geht sie vorne am Hals hoch, weil man in die Schlinge, oder was auch immer verwendet wurde, einsinkt."
Er erinnerte zudem daran, dass die eigentlich erwartbaren und "normalen Untersuchungsmethoden nicht befolgt wurden, wie zum Beispiel die Leiche an Ort und Stelle zu lassen, bis der Gerichtsmediziner eintrifft". Aus den genannten Gründen und angesichts der geschilderten Unstimmigkeiten glaubt Mark Epstein daher weiterhin nicht, dass sein Bruder Jeffrey durch Erhängen gestorben ist, wie es seit rund vier Jahren behauptet wird.
Megyn Kelly ist eine US-amerikanische Journalistin und Fernsehmoderatorin. Sie war viele Jahre bis 2017 für den Sender Fox News tätig, um im Anschluss kurzzeitig bei NBC News zu arbeiten. Kelly kündigte dann 2020 den Start von Devil May Care Media an, ihrer eigenen Medienproduktionsfirma.
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