Von Elem Chintsky
Am 5. Juni 2023 erblickte das immersive Headset Apple Vision Pro das Licht der analogen Welt – das Licht des freien Marktes folgt dann erst 2024. Ob es das Potenzial hat, diese eine Wirklichkeit, wie wir sie kennen, auf den Kopf zu stellen?
Unsere Post-Postmoderne ist eine Epoche der Klischees. Was im 20. Jahrhundert in Literatur und Kino mit Philip K. Dick, Stanisław Lem, Aldous Huxley, den Gebrüdern Strugazki, Stanley Kubrick, David Cronenberg und Ridley Scott spannende und brandgefährliche Zukunftsvisionen waren, könnte mit der angekündigten Apple Vision Pro mittlerweile fast real pulsierende Gegenwart werden.
Ja, das neue Gerät trägt nicht die alleinige Verantwortung, um die Prämissen der Verschmelzung von Mensch und Maschine aufzubereiten, aber sie ist eindeutig eine der großen Säulen, auf denen man zu bauen plant. Die Debatte darum, ob der Konsum von und die Teilnahme an Virtueller Realität (VR) und Augmentierter Realität (AR) sich dank Apples Marketing-Genie massenhaft durchsetzt und zum Mainstream überschwappt, ist noch nicht entschieden. Zumal der Kaufpreis bereits bei stattlichen 3.500 US-Dollar angelegt ist und von Skeptikern als der Hauptgrund genannt wird, weshalb nicht von einem zukünftigen Massenprodukt die Rede sein kann. So einfach sollte man es sich aber nicht machen.
Denn wenn Apple etwas im letzten Vierteljahrhundert bewiesen hat, dann, dass es Massen an Menschen dazu bringen kann, sich ein überteuertes Produkt inklusive eines "Bildes" – eines "Images" – und gekoppelt an einen einzigartigen Status mit Prestige zu kaufen und sich den Kaufpreis vom Munde abzusparen – einen Kaufpreis, der die Herstellungskosten des Dings selbst stets astronomisch überstieg.
Früheres Tool von Google in Russland als Spionagetechnologie verboten
Zumal der erste große Versuch, das Seh- und Hörorgan des Menschen digital zu "erweitern" und mit dem Internet zu synchronisieren, bereits mit der Google Glass-Brille seinen ersten Misserfolg verbuchte. Woraus Apple gerade im Begriff ist kostbares Kapital zu schlagen. Das Ding unter die Leute zu bringen, erwies sich nämlich für Google ein Jahrzehnt lang – von 2013 bis 2023 – als Krampf-Akt.
Andauernd torpedierten die Medien das Google-Gerät für das hohe Potenzial, persönliche und öffentliche Privatsphäre zu untergraben. Moskau hat zudem den Verkauf in Russland verboten, da das Produkt als Spionagetechnologie klassifiziert wurde. Diese Bedenken kamen nicht von ungefähr, da Edward Snowden im Sommer 2013 das extrem potente und alle IT-Monopole umfassende NSA-geführte Überwachungsprogramm PRISM enthüllte.
Im März 2023 wurde die Produktion dieser Brille eingestellt, was der Weitergabe einer Fackel gleichkommt, wenn man bedenkt, dass nur ein Quartal später der Apple-Chef Tim Cook bereits das technisch und ästhetisch erhabene Äquivalent aus seiner IT-Schmiede vorstellte. Bisher gibt es von den Medien meist Lob und Begeisterung. Außerdem stellte sich heraus, dass Apple die letzten acht Jahre im Stillen sein Produkt entwickelte, während es den Werdegang seines Marktkonkurrenten genau studierte.
Aber manche Overton-Fenster müssen nun mal mehrmals leicht geöffnet und wieder geschlossen werden, bevor man sie dann schlussendlich aufreißen kann.
Schaut man sich das Apple-Werbevideo zur Apple Vision Pro auf Youtube an, entsteht der Eindruck, dass es diesmal nicht solche Schwierigkeiten geben wird, einen Absatzmarkt zu finden. Die Haptik der Hightech-Sensoren, die jeden Blick, jede fokussierte Bewegung der Iris und jede Geste der Hände in Echtzeit aufgreifen und vermutlich richtig und ausgesprochen zufriedenstellend interpretieren kann, hat wohl den bisherigen Industriestandard heutiger VR- und AR-Headsets weit übertroffen. Auch die Ergonomie der Apple Vision Pro zwischen dem Nutzer und den Apps soll von der Wahrnehmung her an "Magie" grenzen – so nicht nur das Werbevideo selbst, sondern auch viele Tech-Influencer im Internet, die unentwegt von diesem Gerät schwärmen und ihre Zuschauer zur Vorbestellung drängen.
Nach etablierter Firmentradition hat Tim Cook, wie vor ihm viele Male Steve Jobs, das neue Produkt präsentiert. Am eigenen Körper hat Cook während der Präsentation das Gerät nicht anprobiert. Damit vollzog er einen Bruch mit einem Schlüsselaspekt der Tradition. Denn in den letzten 20 Jahren wurden die Apple-Computer, wie das iMac-, iPod-, iPhone-, iPad- und Watch-Gerät, stets vom CEO höchstpersönlich in Echtzeit vorgeführt. Diese jüngste "Berührungsangst" erinnert an das bekannte Foto von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, der selber kein VR-/AR-Headset trägt, alle anderen um ihn herum – seine zahlreichen Kunden – hingegen schon.
Camera Obscura als Ski-Brille
Aus Chaos wird Ordnung. Und bei Apple wird Ordnung ausgesprochen groß und elegant geschrieben. Wer wird dem Weichen des heutigen Obskurantismus mit all
seinen widersprüchlichen Informationen, Fake News, dem Querdenken und den Verschwörungstheorien entsagen können? Sicher nicht der sich in der Gesellschaft der absoluten Mehrheit befindende geimpfte Bürger, mit dem Finger auf der Kurzwahl zum Ordnungsamt, der in jeder abweichenden Meinung sofort Spaltung und Hass entdecken wird. Da wird der eigene holografische Projektor zum Mitnehmen, direkt in beide Ohrmuscheln flüsternd, sanft festgeschnallt an den eigenen organischen Begriffsapparat, zu Diensten stehen. Die ganzen im 3D-Raum umherfliegenden Lieblings-Apps, die man vor seinen staunenden Augen bedient, werfen sogar Schatten.
Man stelle sich also Platons viel zitiertes Höhlengleichnis ein weiteres Mal vor: Nur ist die Höhle, in der die Schattentänze vorgeführt werden, keine analog wahrgenommene Scheinrealität mehr, der es zu entfliehen gilt. Der Schwierigkeitsgrad wird höher gestellt und um eine multidimensionale Hürde erweitert. Denn bei der Apple Vision Pro handelt es sich um ein externes, portables Medium, das einen zusätzlichen Kokon, eine selbstverschuldete "Höhle" zum Anziehen um den eigenen Schädel, symbolisiert. Eine Flucht nach vorne. Während man mit frischer Unmündigkeit wieder durch die Hintertür neu besattelt wird. Auf den ersten Blick mag es manchen Beobachtern so vorkommen, als ob das audiovisuelle "Höhlenerlebnis" der Apple Vision Pro hier das Gegenteil klassischer Scheuklappen bietet. Da ja das Sichtfeld – statt buchstäblich eingeschränkt zu werden – von Apples "schwarzem Spiegel" zu einem riesigen Freiluftkino in der Nachthimmel-Wildnis aufgepustet werden kann.
Memes, Medien und Medium
Walter Benjamins 1936er Essay "Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit" war zu seiner Zeit ein bahnbrechender Blick auf die Änderungen kollektiver Wahrnehmung durch die rasante Multiplizierbarkeit der Medien. Inzwischen sind wir weit über Benjamins Thesen hinausgegangen.
Das Problem der Reproduzierbarkeit von Kunst mit ihren Bildern und Tönen ist in der Nachkriegszeit zum neuen normativen Standard der Kommunikation geworden und wurde bereits während und vor dem Zweiten Weltkrieg effektiv erprobt. Nun ist eine Ebene der Illusion hinzugekommen. Nicht nur kann ein Kunstwerk endlos reproduziert werden – es kann bei jeder Neuschaffung augmentiert, erweitert, abgeändert und an jeden Konsumenten angeglichen und weitergegeben werden. So entsteht kurzfristig der Schein von Wahrung der Individualität, ja, sozusagen eine "Schließung des Kreises" von Benjamins Beobachtungen, wenn man die ganzen hybriden Klone – auch gestreut in der Hyperkultur der Memes – des ursprünglichen Kunstwerkes als eigenständige, neue Werke betrachten will.
Langfristig jedoch werden all diese über die Apple Vision Pro konsumierenden "Individuen" auf einer viel höheren Ebene synchronisiert und vereinheitlicht. Diese "höhere Ebene" ist all der sensorische Input über Axiome und Normen, am meisten transportiert und kommuniziert über die Unterhaltung, welche soziopolitischen Konformismus und Gehorsam noch stärker verfestigen, als es ohnehin schon der Fall ist.
Der niederländische Psychoanalytiker Joost A. M. Meerloo schrieb dazu in seinem Buch, "The Rape of the Mind: The Psychology of Thought Control, Menticide, and Brainwashing" (zu Deutsch: "Die Vergewaltigung des Geistes: Die Psychologie der Gedankenkontrolle, des Mentalmords und der Gehirnwäsche") Folgendes:
"Das ständige Eindringen des hämmernden Lärms von Argumenten und Propaganda in unsere Köpfe kann zu zwei Arten von Reaktionen führen. Sie kann zu Apathie und Gleichgültigkeit führen, zu einer Reaktion des ‘Es ist mir egal’, oder zu einem verstärkten Wunsch, zu studieren und zu verstehen. Leider ist die erste Reaktion die häufigere."
Was auch weder Benjamin noch Meerloo ahnen konnten, ist, wie Künstliche Intelligenz (KI) das Phänomen des "Deep Fakes" gebären wird und somit die größte Erschütterung der "öffentlichen Wahrnehmung" unserer Zivilisation – in sowohl Bild als auch Ton – noch bevorsteht. Besonders die Berichterstattung steht da vor großen Herausforderungen.
Aber auch die Wirkung der sozialen Medien, mit all den Apps zur Verjüngung, zur Verbesserung und zum Verschönern des eigenen Antlitzes für das virtuelle Publikum, könnte einen Tsunami der Realitätsentrückung und psychischen Krankheiten entfachen.
Der US-amerikanische Medientheoretiker Marshall McLuhan vertiefte das Konzept "Das Medium ist die Botschaft", beziehungsweise "Das Medium ist die Massage", wobei Letzteres im Englischen eine von ihm wichtige und beabsichtigte, wortverspielte Zweideutigkeit hatte. Denn McLuhan war überzeugt, dass ein Medium in Korrelation zum empfangenden Menschen nie wirklich neutral sein könne. Stattdessen wird immer eine kognitive "Reibung" oder "Abreibung" – deswegen "Massage" – verursacht, die im Menschen Veränderungen hervorbringt.
McLuhan schrieb in seinem Werk "Understanding Media: The Extensions of Man" außerdem:
"Das Beispiel des elektrischen Lichts kann in diesem Zusammenhang erhellend sein. Das elektrische Licht ist eine reine Information. Es ist sozusagen ein Medium ohne Botschaft, es sei denn, es wird verwendet, um eine verbale Anzeige oder einen Namen zu buchstabieren."
Diese "verbale Anzeige", kognitive "Massage" oder ausartikulierte Botschaft – über die McLuhan hier theoretisiert und im analogen, elektrischen Licht mitflimmert – erreicht mit dem Potenzial der Apple Vision Pro eine neue digitale, audiovisuelle, synergetische Dimension.
Das neue Gerät als Medium wirft "smartes Licht" auf den schwarzen Spiegel, der von uns aufmerksam betrachtet wird. Dadurch wird das ehemals "Lineare" der Botschaft auf das breitbandige Niveau des neuen Mediums gehievt – und die jahrhundertelange Einbahnstraße ist abgeschafft, da nun auch "der Blick und die Aufmerksamkeit" des Menschen viel genauer quantifiziert werden können. Zwar nicht ganz der antiken Emissionstheorie gleichkommend, die besagt, dass das menschliche Auge auch "Strahlen entsenden kann", aber zumindest nah genug, um über den zum hautnahen Gerät ausgehenden "Blick und seine Aufmerksamkeit" die kostbar-edlen Big Data zu entlocken. Einst in der Handfläche als Smartphone, ist indessen das Medium als der freundliche, aalglatte "Facehugger" der Alien-Filmreihe unterwegs: an seinen dankbaren Wirt festgesaugt und ihn mit neuer Information schwängernd. Die audiovisuelle Dauerbeschallung und das dauernde sensorische Eingreifen seitens des Nutzers selbst und seines Blickes – in Echtzeit – wird ein interaktives Orchester aus Sinneseindrücken aufrechterhalten, wie es bisher nicht möglich war.
Dazu erläuterte auch Meerloo warnend und vorausschauend, da sein Buch bereits im Jahr 1956 herauskam:
"Ständige Suggestion und langsame Hypnose im Gefolge mechanischer Massenkommunikation fördern die Gleichförmigkeit des Geistes und können die Öffentlichkeit in die ‘glückliche Ära’ der Anpassung, Integration und Gleichschaltung locken, in der die individuelle Meinung völlig stereotypisiert (oder zur Karikatur gemacht) wird."
Für jeden seine eigene tragbare Höhle Platons, platziert in einem gemeinschaftlichen, diversen und "inklusiven" Universum namens "Appleverse". Die winzigen und schier endlosen Hebel, mit denen man seine spezifischen und einzigartigen Vorlieben beim Aufbau "der eigenen Welt, wie sie mir nun mal gefällt" einstellen kann, festigen die Illusion digitaler Individualität und Einzigartigkeit. Der freie Fall namens "Eskapismus" wäre geradezu programmiert.
Ferner wird damit die beste Tarnung für die vollkommen zentralisierte Architektur, die dahinter lungert, gebaut. Die Verlockung ist groß. Ein Kunde kann sich auf dem Fundament einer klassischen Medienreferenz von einer zu dem Zeitpunkt mehr als fähigen KI ein ganzes digitales Universum bauen lassen. Jemand hat Lust dazu, als Vorlage den Hollywood-Film "Der Zauberer von Oz" (1939), das Sowjet-Musical "Lustige Burschen" (1934), den polnischen Film "Die Handschrift von Saragossa" (1964), den japanischen Anime-Film "Mein Nachbar Totoro" (1988) oder das Videospiel "Metal Gear Solid 2: Sons of Liberty" (2002) zu nehmen? – alles kein Problem und wird vom iTunes-Abo gedeckt.
Die KIs von heute können bereits jetzt jede Stimme von bekannten Persönlichkeiten zu 99 Prozent mimen und fälschen. Wo man wieder bei den Deep Fakes wäre. Die zweidimensionalen computergenerierten Bilder, die heute schon von allen Seiten bei den KIs in Auftrag gegeben werden – und binnen Sekunden generiert sind –, wirken ausgesprochen atmosphärisch, aussagekräftig und stehen den meisten, durch Menschenhand kreierten, in nichts nach.
Die neuen Wahrnehmungen, die die Apple Vision Pro generieren wird, könnten so verführerisch werden, so sensorisch anspruchsvoll, dass das auf Hochtouren köchelnd sprudelnde Dopamin durch nichts mehr eingetauscht werden kann. Auch nur Anspielungen auf einen Entzug würden gefolgt von tektonischen Erschütterungen innerhalb großer Teile der Zivilgesellschaft.
"Niemand kann zwei Herren dienen"
So oft ist die Rede vom "gläsernen Bürger", dass man auch hier Gefahr läuft, der Klischees beschuldigt zu werden. Dass Google, Facebook, Microsoft – und Apple selbst – wie auch die meisten anderen IT-Giganten mit der US-Regierung machtpolitisch synchronisiert sind, ist seit nunmehr einer Dekade kein Geheimnis mehr. Seit den Snowden-Enthüllungen hat sich herzlich wenig getan – weder in den betroffenen Zivilgesellschaften noch in den Regierungen, die sie kontrollieren. Dass sich nichts getan hat, lässt Unheilvolles vermuten. Zumindest ist aber sicher, dass der Kurs zu weiterem Abbau von Privatsphäre um jeden Preis gehalten wird und beachtliche Erfolge erzielt hat.
Dank einer massenhaften Ausbreitung der Apple Vision Pro würde das ohnehin schon staatlich akkreditierte, von engstirnigen Ideologen Fakten-gecheckte Kaleidoskop der "neuen Liturgie" nun, im wahrsten Sinne des Wortes "hautnah", in den Verstand und vor allem in sein Unterbewusstsein projiziert werden. Der Begriff "Kopfkino" würde endlich seiner lang uneingelösten, plumpen Bedeutungsschwere gerecht werden. Das religiöse Psychodrama des Alltages gibt den Massen den neuesten normativen Stand der Wirklichkeit, den Konsens und die nötige Haltung zu jedem heiklen und "spaltenden" Thema – wie viel mehr dann über das die Hyperrealität stimulierende Mini-Portal namens Apple Vision Pro?
Alle nennen sich progressive Atheisten, neugierige Agnostiker, weltoffene Materialisten und aufgeklärte Skeptiker – dabei nicht einmal ahnend, dass sie seit langer Zeit der größten Religion auf Erden angehören: dem technokratischen Szientismus, der der Schaffung der menschlichen Drohne verpflichtet ist. Den größten Trick, den diese neue Religion an ihren unterwürfigen Subjekten je anwendete, ist, sie alle glauben zu lassen, sie sei keine. Um Baudelaires klassische Eingebung etwas zu paraphrasieren. Geräte wie die Apple Vision Pro werden da noch womöglich einen großen Schub in diese Richtung geben.
Während nominale Christen vielleicht nur am Sonntag zur Kollekte antreten, sind die schlafenden Jünger der "neuen Religion", die erwähnten Christen inklusive, in einem fortwährenden, nie erschlaffenden Zustand der Kollekte: nämlich die Sammlung aller Daten, die aus der schier allgegenwärtigen Internet-Anwesenheit erfolgen.
"Wenn es angibt, kostenlos zu sein, bist du das Produkt."
Es war einer der wichtigen Gedanken von Michel Foucault, zu beobachten, dass der moderne Mensch die Hörigkeit den Göttern gegenüber nicht wirklich verworfen hat – vielmehr hat er die alten Götter und deren Priester eingetauscht gegen neue. Den wenigsten ist dieser Tausch überhaupt bewusst.
Das Ziel: Verschmelzung von Mensch und Maschine
Nur asketische, bewusste Entsagung wird wohl noch als Option zur Verfügung stehen, wenn man gedenkt, dem irgendeine Art des Riegels noch vorschieben zu wollen. Das Augmentieren des menschlichen Daseins, das Kapern seiner Sinne, seines Körpers in Wechselwirkung mit technologischem Fortschritt – kurz: die Verschmelzung von Mensch und Maschine – ist das Ziel.
Der technokratische Übermensch und seine willigen Schwärme an post-menschlichen Drohnen ist auch die Krönung des gierigen Strebens mancher heutiger Menschen nach einer Gelegenheit, ihre eigene Evolution – im ideologischen Rahmen der "technologischen Singularität" – endlich unter ihre Kontrolle zu bekommen. Und da wäre ja auch noch die Gehirn-Computer-Schnittstelle von Elon Musk, "Neuralink". Aber Musk ist zurzeit gerade einer von den Guten – also hier erst mal keine Sorge.
Elem Chintsky ist ein deutsch-polnischer Journalist, der zu geopolitischen, historischen, finanziellen und kulturellen Themen schreibt. Die fruchtbare Zusammenarbeit mit RT DE besteht seit 2017. Seit Anfang 2020 lebt und arbeitet der freischaffende Autor im russischen Sankt Petersburg. Der ursprünglich als Filmregisseur und Drehbuchautor ausgebildete Chintsky betreibt außerdem einen eigenen Telegram-Kanal, auf dem weitere Artikel von ihm zu finden sind.
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