Die EU-Kommission hat einen Gesetzentwurf zur Einführung eines digitalen Euro unter der Kontrolle der Europäischen Zentralbank erarbeitet. Pläne in diese Richtung gibt es seit Jahren, und die EZB arbeitet bereits seit Oktober 2021 an der Untersuchung der Möglichkeiten, ein solches Projekt zu realisieren.
Auch wenn dieses Zahlungsmittel nach Angaben der EZB „so sicher und benutzerfreundlich wie Bargeld heute" werden soll, ist der tiefere Grund nicht der versprochene Komfort für den Nutzer, sondern die Abwehr anderer Kryptowährungsmodelle: „Ohne digitalen Euro würden sich die Digitalwährungen anderer Staaten oder private Kryptowährungen in Europa ausbreiten und die 'Rolle des Euro zurückdrängen'", schreibt das Handelsblatt unter Berufung auf die EZB. Die digitale Version sei, so die EZB, die "Evolution des Bargelds im digitalen Zeitalter".
Der Entwurf, der bisher noch nicht auf den offiziellen Seiten zu finden ist, soll über die EZB die nationalen Notenbanken berechtigen, digitale Euro auszugeben – allerdings nur bis zu einer noch festzulegenden Obergrenze je Person, die nach bisher vorliegenden Informationen bei 500 bis 3.000 Euro liegen könnte.
Vieles ist dabei noch unklar. Der Sparkassenverband protestierte bereits, weil eine unmittelbare Ausgabe gekoppelt mit der Möglichkeit digitaler Überweisungen den Sparkassen die Geschäftsgrundlage entziehe. Der Kommissionsentwurf enthält teilweise bereits Kompromisse in dieser Richtung – letzten Endes soll die Ausgabe nicht ohne Banken funktionieren.
Der vorgesehene Zeitplan setzt auf die Zustimmung des EZB-Rats, der Mitgliedsstaaten der EU und des Europäischen Parlaments, die noch in diesem Jahr erfolgen soll. Bis 2026 soll dann der digitale Euro zur Verfügung stehen.
Derzeit ist aber noch nicht einmal die technische Grundlage dieser digitalen Währung geklärt; die EZB möchte dafür nicht auf die bekannte Blockchain-Technologie zurückgreifen, die bei der Erzeugung der langen Primzahlenketten auf Computern viel Energie verbraucht. Der ursprüngliche Gedanke bei der Erfindung von Kryptowährungen war allerdings, ein Zahlungsmittel zu entwickeln, das der Kontrolle von Zentralbanken und Staaten entzogen ist. Eine EU-Kryptowährung unter Kontrolle des Brüsseler Apparats würde genau diesen Vorteil nicht bieten.
Die Tatsache, dass jetzt an diesem Gesetz gearbeitet wird, ist ein Indiz für eine gewisse Panik, die insbesondere damit zu tun haben dürfte, dass der globale Marktanteil des Euro ebenso unter Druck steht wie jener des Dollar. Ehe sich die Europäer dafür entscheiden, in Kryptoyuan zu zahlen, soll ein eigenes Modell fertig sein. Die ursprüngliche Planung der EZB sah nämlich vor, dass die Untersuchungsphase bis Oktober dieses Jahres dauert und dann erst entschieden wird, ob ein solches Projekt überhaupt realisiert werden soll.
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